25.04.2024

Radiogeschichte

Vom Studio ins Museum – aber in welches?

Wenn die SRG heute technisches Gerät ausmustert, landet das mal hier, mal dort. Ein institutionalisiertes Vorgehen gibt es nicht. Das Berner Museum für Kommunikation könnte sich eine engere Partnerschaft vorstellen, wie es sie schon einmal gegeben hatte.
Radiogeschichte: Vom Studio ins Museum – aber in welches?
Historisches Tonbandgerät für Aussenreportagen aus dem Radiostudio Bern. (Bild: Museum für Kommunikation)

Bis Ende Juni ersetzt Radio SRF in Bern die Studiotechnik (persoenlich.com berichtete). Mischpulte, Bildschirme und anderes technisches Gerät werden ausgemustert, obwohl sie teilweise noch funktionieren. «Diejenigen Teile der Studiotechnik, die bei SRF an anderer Stelle produktiv eingesetzt werden können, werden weiterverwendet. Die übrige Hardware wird an interessierte Kreise weitergegeben», erklärt Dieter Ackermann, Leiter Medientechnologie Bern, auf Anfrage von persoenlich.com. In der Vergangenheit profitierten davon kleine Privatsender, etwa das alternative Lokalradio RaBe in Bern, das ein altes Mischpult gratis übernehmen konnte.

335 Objekte im Enter-Museum

Zu den «interessierten Kreisen» zählen auch Museen. Insbesondere das Museum für Kommunikation in Bern (MfK) und das Technikmuseum Enter bei Solothurn. Beide beherbergen und zeigen schon heute eine ganze Reihe von Exponaten aus dem Radiostudio Bern. Das Enter-Museum führt in seiner Online-Datenbank 335 Objekte unter dem entsprechenden Suchbegriff, vom Aural Exciter bis zum Zubehörkoffer. Radioleute erinnern sich gut, als Ende 2023 ein Enter-Lastwagen beim Radiostudio Bern vorgefahren war, um ausrangiertes Material mitzunehmen.

Das MfK verzeichnet in seiner Datenbank unter dem Stichwort Radiostudio Bern neben etlichen Fotografien nur knapp ein Dutzend physische Objekte, darunter ein historisches Sendepult oder ein Tonbandgerät für Aussenreportagen (siehe Bild oben). Dass es so wenige sind, erklärt Nico Gurtner mit dem Auftrag des Museums. «Was wir erhalten oder erwerben, das bleibt dann auch bei uns mit offenem Zeithorizont», so Gurtner im Gespräch mit persoenlich.com. Und endlos Platz stehe dem Museum nicht zur Verfügung. «Darum fokussieren wir auf die Meilensteine der Radiogeschichte, wie etwa mit dem Mischpult.» Und solche Meilensteine gebe es je länger desto weniger mit der Digitalisierung der Radiotechnik.

Beim Enter-Museum zeigt man sich weniger wählerisch, wie der Blick auf die schiere Menge an heute schon vorhandenen Radio-Objekten zeigt. Von der aktuellen Ausmusterung im Radiostudio Bern habe man in Derendingen noch nichts erfahren, teilt Violetta Vitacca, Leitung Marketing, Kommunikation & Fundraising, bei Enter mit. «Wir sind deshalb auch nicht mit dem SRF in Kontakt getreten. Aber wir wären grundsätzlich an solcher Studiotechnik interessiert», schreibt Vitacca.

«MfK ist traditionell ein guter Partner»

Eine institutionalisierte Zusammenarbeit zwischen SRF respektive der SRG und den beiden Museen gibt es nicht. SRG-Sprecher Edi Estermann erklärt die aktuell gelebte Praxis so, «dass immer mindestens ein Gerät bei einem Austausch, einem Wechsel oder einer Erneuerung behalten wird. Diese Geräte werden aber nicht fix nur einem bestimmten Museum zur Verfügung gestellt.» Das Museum für Kommunikation in Bern sei dabei traditionell ein guter Partner, allerdings nicht exklusiv. In Frage kämen auch andere regionale Museen, so Estermann weiter. Nico Gurtner von MfK beschreibt die Situation so: «Die SRG ist in unserer Kernausstellung und Sammlung mit verschiedenen Milestone-Objekten präsent. Eine institutionalisierte regelmässige Abgabe von Objekten gibt es allerdings nicht.»

Es gab eine Zeit, da standen sich SRG und Museum für Kommunikation näher. 2002 hatten die beiden Institutionen eine langfristige Vereinbarung getroffen, die dann aber nicht so lange hielt. Während ein paar Jahren beteiligte sich die SRG zudem finanziell am Museum. Damit trugen mit Post, Swisscom und SRG vorübergehend alle drei Service-public-Anbieter aus dem Medien- und Kommunikationsbereich das Museum mit. Heute sind es wieder nur die beiden historischen Stifter Post und Swisscom.

Grundsätzlich sähe es das MfK weiterhin gerne, wenn sich die SRG wieder finanziell engagieren würde. Man sei sich aber auch bewusst, dass die SRG gerade andere Prioritäten habe und die Zeichen auf Sparen stünden. Dem guten Verhältnis tue das keinen Abbruch. «Auf Grund der zahlreichen inhaltlichen Anknüpfungspunkte stehen wir immer wieder im Austausch für Ausstellungen und Projekte», sagt Nico Gurtner.


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