13.04.2015

Crowdfunding

Forscher entdecken neues Finanzierungsmodell

Geldgeber bekommen als Belohnung ein spezielles Kochbuch. Die Aktion ist ein Riesenerfolg.
Crowdfunding: Forscher entdecken neues Finanzierungsmodell

Die Nullarbor-Wüste in Australien ist flach, heiss, ohne Vegetation und ohne Zivilisation im Umkreis von 500 Kilometern. Hier erforscht der Geologe Alastair Tait Meteoriten. Weil keine staatliche Stelle in diesem Jahr Geld für Expeditionen locker machen wollte, hat Tait erstmals Crowdfunding ausprobiert.

"Wir haben um 4000 Dollar geworben", sagt der Doktorand an der Monash-Universität in Melbourne - rund 3000 Franken. "Zusammengekommen sind 12'209 Dollar." Damit konnte er das Expeditionsteam vergrössern und den Ausflug verlängern.

Auch andere Wissenschaftler sind begeistert von den neuen Möglichkeiten des Crowdfunding für wissenschaftliche Projekte. Melanie Thomson und Michelle Harvey von der Deakin-Universität haben auf der Plattform "Pozible" 10'000 Dollar gesammelt, um lebende Maden als Killer von Bakterien zu erforschen.

Werben mit Videos

Die beiden erklären ihr Projekt in einem anschaulichen Video. Auf einschlägigen Plattformen werbenWissenschaftler schon für Hunderte Projekte.

"Die bisherige Forschungsförderung funktioniert hinten und vorne nicht", sagt der Meeresforscher Ben McNeil. Nur noch etablierte Wissenschaftler mit langen Résumés und wissenschaftlichen Veröffentlichungen hätten Chancen auf staatliche Gelder. "Dabei werden 82 Prozent der später mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Entdeckungen von Doktoranden oder jungen Forschern gemacht", sagt er.

Forschungsförderung im Abo

McNeil hat an der Universität New South Wales deshalb die Plattform Thinkable.org gegründet. Auch dort seien für verschiedenste Ideen schnell tausende Dollar zusammengekommen. Seine neue Idee: Interessierte sollen möglichst eine Art Abo abschliessen, und einen jungen Forscher über Monate oder noch länger mit kleinen Beträgen fördern.

"Die Wissenschaftler müssen die Leute dann natürlich auf dem Laufenden halten und ihre Ergebnisse ständig auf ansprechende Weise präsentieren", sagt McNeil.

Beim australischen Wissenschaftsrat (ARC), der den Grossteil der staatlichen Wissenschaftsforschung organisiert, sieht man Potenzial im Crowdfunding für wissenschaftliche Projekte.

Es bestehe indes die Gefahr, dass die Öffentlichkeit sich nur auf Projekte mit süssen Tieren oder gerade aktuellen Themen stürze, meint der Vorsitzende Aidan Byrne.

Eine Belohnung motiviert die Spender: Meteoritenforscher Tait schenkt Crowdfundern einen Tektit - ein Glasobjekt, das auf der Erde durch den Einschlag eines Meteoriten entstanden ist. Wer noch grosszügiger ist, erhält ein Kochbuch dazu, wie sich die Wissenschaftler in der Wüste fern der Zivilisation zehn, zwölf Tage lang ernähren können. (sda)

 

Bild: www.abc.net.au



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