31.10.2014

Kiew

Kino nach Vorführung von "Der Kreis" abgefackelt

Die Polizei vermutet einen homophoben Hintergrund.
Kiew: Kino nach Vorführung von "Der Kreis" abgefackelt

24 Stunden nachdem dort das Schweizer Schwulendrama "Der Kreis" gezeigt worden war, ist das Kino Zhovten in Kiew von einem Brandstifter abgefackelt worden. Die Polizei vermutet einen homophoben Hintergrund, Bürgermeister Vitali Klitschko verspricht den Wiederaufbau.

Mitten während der Vorstellung des Films "Les nuits d'été" - der Travestie zum Thema hat - warf am Mittwoch ein Unbekannter einen Brandsatz in den Zuschauerraum, wie der Produzent von "Der Kreis", Ivan Madeo, am Freitag mitteilte. Verletzt wurde niemand.

"Les nuits d'été" lief wie "Der Kreis" in der Sektion "Sunny Bunny" des Filmfestivals Molodist; diese Sektion des grössten Filmfestivals der Ukraine ist Filmen mit schwulen, lesbischen und Transgender-Inhalten vorbehalten. Das Festival wird wie geplant bis am Sonntag weitergeführt.

Shopping-Center geplant
Neben einem homophoben Hintergrund könnten auch wirtschaftliche Interessen bei dem Anschlag eine Rolle gespielt haben, wie Madeo berichtet: Am Standort des Kino Zhovten, dem ältesten Kino der Stadt, planen Geschäftsleute ein Shopping-Center. Bürgermeister Vitali Klitschko versprach aber noch am Mittwochabend am Brandort, dass das historische Gebäude wieder aufgebaut werde.

Die Angst vor Homophobie ist der Delegation des Schweizer Films "Der Kreis" auch aufgefallen. Nachdem Produzent Madeo am Dienstag in seiner Begrüssungsrede davon sprach, dass der Film ein Plädoyer sei für das Recht auf Liebe, egal welcher geschlechtlicher Orientierung, herrschte im Saal betretenes Schweigen.

Nach der Vorführung hätten aber viele schwule und lesbische Kinobesucher den beiden Hauptfiguren Röbi Rapp und Ernst Ostertag erzählt, in der Ukraine würden homoerotische Mitbürger Opfer von Repression und polizeilicher Willkür - genau wie in "Der Kreis", der in den frühen 1960er Jahren in Zürich spielt.

Unruhen gehen weiter
Wie das Filmfestival Molodist auf Facebook schreibt, ist dies nicht der einzige Zwischenfall: Über ein Dutzend vermummte Männer der rechten Front sollen das "Kinopanorama“ in Kiew gestürmt und erneut eine "Sunny Bunny"-Vorführung gestört haben. Damit sei klar, dass die Brandstiftung im Kino Zhovten vom Mittwochabend eine hassmotivierte Aktion war, so "Der Kreis"-Produzent Ivan Madeo in einer weiteren Pressemitteilung. 

Er legt zudem Wert auf die Feststellung, dass sich diese Aktionen nicht spezifisch gegen den Film "Der Kreis" richten, sondern generell gegen das "Sunny Bunny"-Programm, das im Gesamtprogramm des International Filmfestival Molodist integriert ist. (sda/set)



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