06.05.2015

Charlie Hebdo

US-Preis für Meinungsfreiheit

Diverse Autoren kritisierten die Entscheidung.

Unter dem Protest mehrerer Autoren ist die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" mit einem US-Preis für Meinungsfreiheit ausgezeichnet worden. Die Ehrung durch die US-Sektion des Schriftstellerverbands PEN wurde von umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen begleitet.

"Charlie Hebdo"-Chefredaktor Gérard Biard zeigte sich bei der Entgegennahme des Preises am Dienstagabend in New York "sehr stolz" und rief dazu auf, seine Zeitung und deren Werte zu unterstützen.
 
Aus mehreren Richtungen kam jedoch Kritik an der Preisverleihung. Unter anderem die Autoren Peter Carey, Michael Ondaatje und Francine Prose boykottierten die Ehrung.
 
Der Australier Carey warf der PEN-Vereinigung "anscheinende Blindheit angesichts der kulturellen Arroganz der französischen Nation" vor, die "ihre moralische Verpflichtung gegenüber einem grossen und entmachteten Teil ihrer Gesellschaft" nicht anerkenne. Das gegen "Charlie Hebdo" verübte "abscheuliche Verbrechen" sei kein Anlass für "Selbstgerechtigkeit", sagte er der Tageszeitung "New York Times".
 
Die Preisverleihung an "Charlie Hebdo" wurde auch von PEN-Mitgliedern in den USA kritisiert. Etwa 200 der rund 4000 Mitglieder protestierten in einem offenen Brief dagegen.
 
Im Januar hatte ein islamistisches Bruderpaar einen Anschlag auf die für ihre Mohammed-Karikaturen bekannte Satirezeitung "Charlie Hebdo" in Paris verübt. Die Brüder wurden später bei einem Polizeieinsatz erschossen - ebenso wie ein dritter Attentäter, der in einem jüdischen Supermarkt mehrere Geiseln genommen hatte. Die drei Männer töteten bei ihren Anschlägen im Grossraum Paris insgesamt 17 Menschen.
 
In den USA attackierten zwei Männer am Sonntag mit Sturmgewehren ein Veranstaltungszentrum in einem Vorort von Dallas im Bundesstaat Texas, in dem eine Ausstellung mit Mohammed-Karikaturen stattfand. Sie verletzten einen Wachmann und wurden selbst erschossen. Zu dem Anschlag bekannte sich die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS). Die US-Regierung sah eine Verbindung zum IS allerdings nicht als erwiesen an. (sda)


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