26.05.2015

Iran

Prozess gegen "Washington Post"-Korrespondent vertagt

Dem 39-jährigen Jason Rezaian wird Spionage vorgeworfen.

Der Spionageprozess gegen den seit zehn Monaten im Iran inhaftierten US-Reporter Jason Rezaian ist am Dienstag nach der Eröffnung in Teheran ohne Ergebnis vertagt worden. Ein konkretes Datum für die Fortsetzung des Prozesses steht nicht fest. Dem Iran-Korrespondenten der "Washington Post" werden Spionage für die USA und Propaganda gegen das islamische Land vorgeworfen.

Der Prozess hinter verschlossenen Türen befasste sich auch mit Rezaians Ehefrau, der Journalistin Yeganeh Salehi, sowie einer iranisch-amerikanischen Fotografin. Die drei waren Ende Juli vergangenen Jahres festgenommen worden. Die beiden Frauen kamen gegen Kaution frei. Rezaian sitzt seitdem im berüchtigten Gefängnis Ewin im Norden der iranischen Hauptstadt. Der ausländischen Presse wurde der Zugang ins Revolutionsgericht, das hauptsächlich für Spionageprozesse zuständig ist, verweigert. Daher blieb es auch nach dem Prozess unklar, was Rezaian genau ausspioniert haben soll.

Rezaian wird zwar als Korrespondent einer US-Zeitung angeklagt, das Prozedere ist aber das Gleiche wie bei einem iranischen Journalisten. Laut iranischen Gesetzen zählt im Iran nur die Nationalität des Vaters und nicht die der Mutter. Da Rezaians Vater Iraner ist, gelten für ihn die gleichen Kriterien wie für einen iranischen Staatsbürger. Dementsprechend wurde ihm auch der konsularische Beistand seitens der Schweizer Botschaft verweigert, die die diplomatischen Interessen der USA im Iran vertritt.

Keine Klischees

Rezaian kam 2008 in den Iran und arbeitete zunächst als Reporter für diverse englischsprachige Medien. 2012 bekam er die Akkreditierung für die Korrespondentenstelle der "Washington Post" in Teheran. Im gleichen Jahr fand der Kalifornier aus San Francisco auch sein privates Glück. Er heiratete seine iranische Freundin Yeganeh Salehi, eine Korrespondentin der arabischen Zeitung "The National". Nach dem Wahlsieg von Hassan Ruhani bei der Präsidentenwahl vor zwei Jahren beschoss das Paar, lieber im Iran zu bleiben als zurück nach Kalifornien zu gehen.

Rezaian kritisierte mehrmals unter Kollegen die Klischee-Berichte über den Iran im Westen, besonders in den USA. Er wollte sachlicher über den Iran berichten. Nach eigenen Worten wollte er mit seiner Arbeit auch einige Vorurteile zwischen den beiden Völkern ausräumen. Die hätten viel mehr gemeinsam als nur die feindselige Rhetorik ihrer Regierungen. Das reflektierte er unter anderem in einer amüsanten Reportage über die Vorliebe der Iraner für US-amerikanische Hamburger. (sda)



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