19.04.2014

SRF

Ombudsmann erhält Rekordmenge an Beschwerden

Wegen "Rundschau"-Beitrag zum Kampfjet Gripen.
SRF: Ombudsmann erhält Rekordmenge an Beschwerden

Der Beitrag der "Rundschau" des Schweizer Fernsehens SRF zum Kampfjet Gripen vom Mittwoch hat bei den Zuschauern und Zuschauerinnen äusserst heftige Reaktionen ausgelöst. Bei der SRG-Ombudsstelle trafen bis am Montagnachmittag per Mail nicht weniger 90 Beanstandungen ein.

Ob hinter der grossen Zahl eine orchestrierte Aktion stecke, konnte Ombudsmann Achille Casanova nicht bestätigen. Die vielen Beschwerden würden aber darauf hinweisen, dass dies der Fall sein könnte.

Der Grossteil der Beanstandungen richtet sich laut Casanova gegen den "Rundschau"-Beitrag. Die Zuschauer kritisierten etwa, der Beitrag sei einseitig gegen den Gripen gewesen, die Moderation der Sendung schlecht und aggressiv, es seien falsche Vergleiche gemacht und falsche Experten eingeladen worden.

Tristan Brenn, Chefredaktor TV von SRF, weist den Vorwurf der einseitigen Berichterstattung klar zurück. "Beitrag und Interview sind immer als Einheit zu betrachten, das gehört zum journalistischen Konzept der Rundschau", teilte er auf Anfrage der sda mit. "Bundesrat Ueli Maurer konnte in einem neunminütigen Interview die Kritik am Gripen, welche im Beitrag geäussert wird, widerlegen."

In drei Beschwerden wird wiederum genau das Interview mit Maurer kritisiert. Diese Minderheit beanstandete, dass nur Bundesrat Ueli Maurer und nicht auch ein Gripen-Gegner in die Sendung eingeladen wurde.

Vergleich Schweiz-Österreich
Das Politmagazin des Deutschschweizer Fernsehens hatte die Schweizer Flotte mit jener Österreichs sowie Tschechien und Ungarn verglichen, weil alle drei Länder eine mit der Schweiz vergleichbare Grösse haben. Österreichs Flotte besteht aus 15 Eurofightern, jene von Tschechien und Ungarn aus je 14 geleasten Gripen.

Der Schwerpunkt des Berichts lag auf Österreich. Zu Wort kamen in dem Beitrag ein Testpilot der Schweizer Luftwaffe, der Chef der österreichischen Luftwaffe und ein deutscher Rüstungsexperte. Letzterer kritisierte die Gripen-Beschaffung als zu teuer und unnötig.

"Schwache Leistung"
Anschliessend strahlte die "Rundschau" ein Interview mit Verteidigungsminister Ueli Maurer aus, worin dieser den Beitrag als einseitig, tendenziös und schwache journalistische Leistung abkanzelte. "Ich finde das relativ tendenziös für ein Fernsehen, das von öffentlichen Geldern lebt", sagte Maurer.

Die Sendung habe nur Länder herangezogen zum Vergleich, die über weniger Kampfjets verfügten, nicht jedoch Länder wie Belgien oder die Niederlande, die weit mehr Flugzeuge besässen.

Die "Rundschau" erklärte zu diesem Vorwurf, man habe den Fokus auf Österreich gelegt, weil es ein Nachbarland sei, es ebenfalls nicht der Militärallianz NATO angehöre und auch Sicherheitsexperten die Schweiz und Österreich miteinander vergleichen würden.

Einen Monat vor der Abstimmung
Das Stimmvolk entscheidet in einem Monat, am 18. Mai, indirekt über den Kauf von 22 Gripen-Kampfjets des schwedischen Herstellers Saab. Zur Abstimmung gestellt wird mit dem Gripen-Fonds-Gesetz die Finanzierung des Kaufs.

Die Ombudsstelle der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) wiederum wird die Beteiligten spätestens 40 Tage nach Eintreffen der Beschwerden über ihre Schlussfolgerungen und Empfehlungen informieren. Entscheidungs- oder Weisungsbefugnis hat Ombudsmann Casanova aber nicht. (sda)

 

 


Update: In einem Interview mit der "Schweiz am Sonntag" äusserte sich Bundesrat Ueli Maurer zur Berichterstattung der "Rundschau" und zu Roger de Weck.

Bild: Keystone



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