15.06.2015

Der Pyrrhussieg

Die Schlacht ist geschlagen, der Pulverdampf verzogen: Die SRG ist nach dem gestrigen Sonntag mit einem blauen Auge davongekommen. Die Service-Public-Diskussion werde schon bald geführt werden, verspricht Medienministerin Leuthard. So sprechen Sieger. Aber ehrlich gesagt, ausser einem theoretischen Geplänkel wird am Ende dabei nicht viel bleiben.
von Matthias Ackeret

Die Schlacht ist geschlagen, der Pulverdampf verzogen: Die SRG ist nach dem gestrigen Sonntag mit einem blauen Auge davongekommen. Die Service-Public-Diskussion werde schon bald geführt werden, verspricht Medienministerin Leuthard. So sprechen Sieger. Aber ehrlich gesagt, ausser einem theoretischen Geplänkel wird am Ende dabei nicht viel bleiben. Zuerst die Frage aller Fragen: was ist Service Public? Bis dies geklärt ist, geht Sepp Blatter in seine siebte Amtszeit als Fifa-Präsident und die Schweiz ist längst Ehrenmitglied der EU.

Und überhaupt: hat der Zuschauer wirklich Interesse, dass an seinem SRG-Programm etwas abgebaut wird? Beispielsweise beim Sport, der Unterhaltung? Dialektisch gesprochen: vielleicht wäre die SRG am Ende besser gefahren, wenn der Gewerbeverband hauchdünn gewonnen hätte. Dann hätten die Gegner ihren Prestigesieg gehabt, die SRG Läuterung versprochen (für was eigentlich?) und die Welt hätte sich – mit dem alten Gebührenmodell – im gleichen Trott weitergedreht. Höchstwahrscheinlich wäre sogar kurzfristig Ruhe im Stall eingekehrt.

Jetzt aber sind die Gegner durch das knappe Resultat provoziert. Der Angriff auf die SRG wird weitergehen. Nicht aber bei der Programmdiskussion, dem berühmten Service public, sondern dort, wo es wirklich schmerzt:  bei der Finanzierung, der Höhe der Gebührengelder und der weiteren Expansionsstrategie. Entsprechende Vorlagen werden bereits vorbereitet. Im Zeitalter der fortschreitenden Digitalisierung, der Gratiskultur und der knallharten Konkurrenz zwischen den einzelnen Medienunternehmen werden diese Vorschläge auf fruchtbaren Boden stossen.

Medienministerin Leuthard als politische Realistin weiss, dass Onlinewerbung für die SRG in den nächsten Jahre wirklich tabu ist. Für die SRG hat der hauchdünne Sieg auch etwas Gutes: er liefert in Zukunft einen perfekten Vorwand für Personal- oder sonstigen Abbau. Mit grosser Wahrscheinlich zuerst im Tessin, wo die SRG der zweitgrösste Arbeitgeber ist. Was die Tessiner aber nicht hinderte, die Vorlage abzulehnen.



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