05.06.2014

Die Arroganz der Macht

SRF-Unterhaltungschef Christoph Gebel ist ein Mann der markigen Worte: "Das SRF bietet keine Überlebenshilfe für Schweizer TV-Produzenten!" Diese Aussage auf watson.ch ist bemerkenswert, zumal die SRG nicht irgendein Betrieb ist und zweitens Unterhaltungs-Gebel seinen Lohn schlussendlich auch aus dem Gebührentopf bezieht, also staatlich subventioniert ist.
von Matthias Ackeret
SRF-Unterhaltungschef Christoph Gebel ist ein Mann der markigen Worte: "Das SRF bietet keine Überlebenshilfe für Schweizer TV-Produzenten!" Diese Aussage auf watson.ch ist bemerkenswert, zumal die SRG nicht irgendein Betrieb ist und zweitens Unterhaltungs-Gebel seinen Lohn schlussendlich auch aus dem Gebührentopf bezieht, also staatlich subventioniert ist. Den Schweizer TV-Produzenten ist ob dieser Aussage das Lachen vergangen. Und unter uns: So lustig kann keine Sendung des Schweizer Fernsehens sein, sogar wenn sie, wie von Gebel bestimmt, im Ausland produziert würde.
 
Zur Vorgeschichte: Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass das Schweizer Fernsehen die neue Doku-Soap "Mini Beiz, dini Beiz" in Deutschland produzieren lässt. In einem Inserat sucht die deutsche Produktionsfirma explizit Personen, die Schweizerdeutsch sprechen. Gebels Begründung: Die Qualität der Schweizer Einreichungen sei unzureichend gewesen.
 
Eine solche Antwort ist arrogant und selbstgerecht. Vielleicht ist es Christoph Gebel entgangen, dass sich vor allem die SRG, die sich permanent dem Service public verschreibt, auch in ihrem Geschäftsgebaren nach diesem verhalten soll. Wenn ein privates Unternehmen ins Ausland geht, ist dies in Ordnung. Eine Firma wie die SRG hat aber Vorbildfunktion. Deswegen störte sich der Schreibende bereits, als die Swisscom vor zwei Jahren beschloss, ihre TV-Spots im Ausland zu produzieren. Das Argument war damals bereits gleich scheinheilig: Wirklich gute Qualität könne nur das Ausland liefern.
 
Betriebe wie die SRG, die Swisscom, die SBB, die Post oder auch Schweiz Tourismus haben eine Vorbildfunktion. Sie sind aufgrund ihrer monetären Staatsnähe zu einer besonderen Sensibilität, nicht zuletzt gegenüber der hiesigen Wirtschaft, verpflichtet. Das ist nicht nationalistisch, das ist logisch. Deswegen ist Gebels Argumentation auch so ungeschickt.
 
Fazit: Leute wie Christoph Gebel sind langfristig eine Gefahr für die SRG. Denn mit ihrem marktwirtschaftlichen Geprotze im geschützten Raum führen sie das ganze Konstrukt SRG, welches auf hehren Begriffen wie nationalem Zusammenhalt aufbaut, ad absurdum. Man kann nicht die höchsten Gebührengelder Europas beziehen und gleichzeitig wie ein Elefant im Porzellanladen agieren. Vielleicht sollte Christoph Gebel wieder einmal die Leutschenbachkantine verlassen, um das richtige Leben und die Härte der freien Marktwirtschaft  zu spüren. In "minere oder dinere Beiz" hat er die Gelegenheit.


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