18.05.2015

Die Marke FIFA – wer kann sie noch leiden?

Skandalgeschüttelt geht die FIFA in ihren Wahlmonat, am 29. Mai wird in Zürich der neue Präsident gewählt. Sepp Blatter, 78, strebt seine fünfte Amtszeit an – und scheint unbesiegbar wie eh und je. Dies, obschon die Kritiken an der WM-Vergabe nach Katar und Vermutungen, auch andere Entscheidungen des milliardenschweren Konzerns FIFA seien durch Günstlingswirtschaft zustande gekommen, nicht abebben.
von Christoph Engl

Skandalgeschüttelt geht die FIFA in ihren Wahlmonat, am 29. Mai wird in Zürich der neue Präsident gewählt. Sepp Blatter, 78, strebt seine fünfte Amtszeit an – und scheint unbesiegbar wie eh und je. Dies, obschon die Kritiken an der WM-Vergabe nach Katar und Vermutungen, auch andere Entscheidungen des milliardenschweren Konzerns FIFA seien durch Günstlingswirtschaft zustande gekommen, nicht abebben.

Man sollte der Wahrheit ins Gesicht sehen: Den Weltfussballverband FIFA und Lizenzträger der Fussball-WM mag niemand. Man erduldet ihn. Das stark beschädigte Image scheint allerdings keine Alarmglocken schrillen zu lassen. Im FIFA-Headquarter auf dem Zürichberg wiegen sich Präsident Blatter und seine Gefolgschaft des Exekutivkomitees in grosser Sicherheit, dass sie trotz allem wieder von den grossen Sponsoren angefragt, von WM-austragungswilligen Staaten umgarnt und von Lizenznehmern gefürchtet werden.

Die alten Herren der Zunft wissen um die Macht ihres Monopols, und verhalten sich dementsprechend. Man verteidigt die eigenen Pfründe, argumentiert mit dem nachweislichen Erfolg und empfindet mangelnde Transparenz als natürliches Recht einer privaten Organisation. Die Marke FIFA grenzt sich deutlich ab Ohne Zweifel: Wer sein Monopol verteidigen kann, wird es tun und niemand kann dies verbieten. Die Marke FIFA grenzt sich deutlich ab, lässt Kritiker sogar in den eigenen Reihen gewähren, spielt auf Souveränität und Macht.

Wenn sich nun in der FIFA Widerstand gegen das schlechte Image einer selbstherrlichen Altherren-Riege regt, dann scheint einigen Verantwortlichen zu dämmern, dass auch Monopole endlich sind. "Der Fussball hat Besseres verdient“, fasst Blatter-Herausforderer Luis Figo, 42, die Lage zusammen. Starke Marken zerstören sich immer von innen heraus. Als Rank Xerox Marktführer bei den Kopiergeräten war und den ersten Laser-Drucker auf den Markt brachte, glaubte man wohl nie daran, einmal in der Kategorie unter „ferner liefen“ zu landen. Vor nicht allzu langer Zeit stammte jedes zweite Mobiltelefon von Nokia. Inzwischen wurde die Marke von Microsoft aufgekauft und firmiert als Restbestand unter Lumia.

Die Führer der Kategorie übersehen allzu zu gerne, dass sich in ihrem Umfeld Neues entwickelt und den sicher geglaubten Besitzstand angreift. Veränderte Kundenbedürfnisse werden übersehen, Konkurrenten kleingeredet, die eigenen Leistungen überbewertet. Macht macht blind, auch in der Markenführung Konkurrenten? Durchaus. In der Marken-Wertmessung könnte die von der UEFA veranstaltete jährliche Champions-League weltweit bereits den höheren Wert ausweisen als die Fussball-WM. Und es ist durchaus möglich, dass sich die skandalumwitterte Fussball-WM bei Sponsoren in der Prioritätenliste der Investments nach unten schiebt, weil Vereins-, Länder- und Kontinental-Veranstaltungen grössere Aufmerksamkeiten und Wertigkeiten erzielen.

Die FIFA wird heute (noch) gebraucht. Doch schafft sie es nicht, sich zu verändern, wird es ihr nicht anders ergehen wie vielen früheren Monopolisten: Irgendwann läuft die Zeit gegen sie und erzwingt den Wandel von aussen. Nachtrauern wird dieser Marke niemand. Weil sie notwendig war, aber ungeliebt.



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