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Der starke Mann aus Denver

Pierre Rothschild

90’000 neue Haushalte in Lausanne – über Nacht, einfach so. Das sind Meldungen, die für UPC-Konzernchef Eric Tveter typisch sind. Eishockey-Rechte kauft er für dutzende von Millionen, dazu baut er modernste Studios. Er entscheidet schnell, einen Schritt nach vorne und zwei zurück, das ist nicht sein Stil, der «American Dream» leitet ihn auch in Zürich. In der Stadt, in der er sich so wohl fühlt wie noch nirgendwo zuvor.

Geboren wurde Eric Tveter in Brooklin, und die Multikulti-Bevölkerung hat ihn geprägt, hat ihn früh mit vielen Minderheiten in Berührung gebracht. Es war auch – für einen Amerikaner – eine Minderheit, als er in der kleinen Schweiz die Leitung der damals chaotischen und kleinlichen Cablecom übernahm. Jeder weiss, dass es harte Knochenarbeit war, die Kabel-Leute von der Zollstrasse zu den modernen Mitarbeitern zu machen, die sie heute im Richti-Areal vor den Toren Zürichs sind.

Er ist nicht aus Denver, aber Liberty Global, für die er in der Zwischenzeit viele Länder in Europa betreut, hat dort ihren Sitz. Und Michael Fries, der für den Multimilliardär John Malone dem Konzern vorsteht, hatte eine gute Hand, als er Eric Tveter zum Chef in der Schweiz machte.

Auf Tveter brach vieles ein, als er als er die ungeliebte Cablecom übernahm. Schritt für Schritt brachte er die Firma nach vorne, der Umzug aus der verstaubten Zollstrasse ins Richti-Areal war Notwendigkeit, aber auch Symbol.

Ein Konkurrent, der zu 51 Prozent dem Staat gehört, ist für einen amerikanischen Manager exotisch. Und für viele andere auch. Aber Tveter nahm den Kampf auf – und spielt jetzt mit dem Puck gegen die allgegenwärtige Swisscom. Die Eishockeyrechte sind bei UPC. Spannend, mutig – und klug. Vielleicht ist es ein Amerikaner, der uns Schweizern zeigen muss, dass Fairplay auch im Telco-Markt spielen muss.

Eric Tveter hat viel bewegt, mit einem Vertrauen der Konzernzentrale ausgestattet, das sich so mancher Medienmanager in der Schweiz wünscht. Aber in Denver weiss man: Tveter hat sie nie enttäuscht.


Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich, in den Bereichen Film-Produktion und Presse.

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Kommentare

  • Samuel Obrist, 17.06.2017 18:17 Uhr
    Die von Rothschild in den Himmel gehobenen Leistungen des Herrn Tveter sind im Detail nachzulesen: http://allestörungen.ch/stoerung/upc-cablecom
  • Ariel Goldstein, 17.06.2017 14:09 Uhr
    Bei so viel überschwänglichem Lob kann man nur zweierlei vermuten: entweder steht Rothschild in einem Naheverhältnis zu Tveter, oder er ist nicht (störungsgeplagter Internet-)Kunde bei UPC.
  • Manfred Bartenschlager, 17.06.2017 11:00 Uhr
    Ich wohne in Österreich und bin (immer noch) UPC-Kunde. Herr Tveter ist neben der Schweiz auch für Österreich zuständig, bringt es anscheinend aber auch hier nicht fertig, ein störungslos funktionierendes Internet anzubieten. Die Ausfälle haben im Gegenteil noch zugenommen, und niemand entschädigt den voll zahlenden Kunden für die nicht erbrachte, vertraglich zugesicherte Leistung. Herr Tveter mag das "Vertrauen der Konzernzentrale" - und nich mehr jenes des Herrn Rothschild - haben; meines bekommt er erst, wenn das Internet endlich funktioniert!
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