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Druck unter Druck

Matthias Ackeret

Besser könnte man die Anspannung in der Branche nicht zeigen: ein sichtlich genervter Marc Walder, hauptberuflich Ringier-CEO, warf am diesjährigen SwissMediaForum seinem Berufskollegen, Tamedia-Verleger und Verlegerpräsident Pietro Supino, die härteste Währung vor, die momentan in der Branche üblich ist: Fake News (persoenlich.com berichtete).

Der Grund des Disputs: die Endlosdiskussion über die Werbevermarktungsfirma Admeira. Das Tuch zwischen den beiden Grossverlagen schien definitiv zerschnitten. Bis vor wenigen Tagen, als Ringier bekannt gab, dass er den «Blick» und «Sonntagsblick» schon bald beim grossen Rivalen Tamedia drucken werde. Die Traditionsdruckerei im luzernischen Adligenswil – eine der besten Welt – wird nach über 40 Jahren geschlossen.

Der Druck beim Druck führt zu neuen Realitäten: Doch der Aufschrei über den «Blick»-Deal war trotz 172 Entlassungen erstaunlich gering: «No Billag» polarisiert mehr. Anders war es vor drei Jahren, als die NZZ die Schliessung ihrer Druckerei kommunizierte. Mittlerweile wird auch die NZZ bei Tamedia gedruckt. So wie die «Basler Zeitung», «Le Temps», die «Handelszeitung», die «Luzerner Zeitung», die «NZZ am Sonntag» oder die Blocherschen Gratisblätter.

Eigentlich müsste die Wettbewerbskommission Rock’n’Roll tanzen. Doch der Markt zeigt bereits Wirkung: in Basel wird ein neues Druckzentrum geplant. Als Christoph Blocher vor wenigen Monaten den Kauf des Zehnderschen Lokalzeitungsverlages verkündete, lästerte der Tagi über eine neue Berlusconisierung. Das stimmt definitiv: für das hauseigene Druckimperium.

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Kommentare

  • Greg Pfeiler, 20.11.2017 13:55 Uhr
    Tele Blocher ist ja ok. Jetzt aber auch noch in den Kolumen den grossen Blocher zu verehren. Wird langsam ein bisschen peinlich ...
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