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Eine erfreuliche Fülle verschiedener Meinungen

von Marcus Knill

Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten werfen Kritiker den traditionellen Medien Versagen vor. Sie hätten Trump gross gemacht und ihn gleichzeitig unterschätzt. Der «Medienclub» am Dienstagabend dazu war eine erfreuliche Horizonterweiterung.

Franz Fischlin hatte eine gute Hand bei der Auswahl der Diskutanten. Die Zusammensetzung der Akteute war hinsichtlich Meinungsvielfalt geschickt gewählt. Die unterschiedlichen Ansichten führten dazu, dass die Thematik breit ausgeleuchtet werden konnte. Es diskutierten: Michael Hermann, Politikwissenschafter, Matthias Ackeret, Chefredaktor Medienzeitschrift «Persönlich» und Moderator Blocher-TV, Michèle Binswanger, Journalistin «Tages-Anzeiger» sowie Matthias Zehnder, Publizist und Medienwissenschafter.

Dank den unterschiedlichen Ansichten der Runde gelang es dem Moderator, die komplexe Problematik von verschiedensten Seiten zu beleuchten. Das war wohltuend. Es gibt leider zu viele Diskussionssendungen, die viel zu einseitig zusammengesetzt sind. Die Zuschauer übernehmen dann den Röhrenblick solcher unbefriedigender Diskussionsrunden.

Das Phänomen Trump und die Rolle der Medien wurde übrigens nach der Präsidentschaftswahl in den USA in vielen Medien kommentiert. Doch schrieben einige Autoren die Sicht der Dinge wiederum aus der Optik der eigenen subjektiven Meinungsfilter-Bubble. Das war erfreulicherweise beim jüngsten medienkritischen Medienclub nicht der Fall.

Ein roter Faden

Wenige konkrete Fragen dienten Fischlin als roter Faden. Es ging ihm vor allem um das Vertrauen in die etablierten Medien. Es kann heute festgestellt werden: Immer mehr Menschen informieren sich ausschliesslich via soziale Medien, via Twitter, Facebook & Co. Gefälschte News erhalten grössere Aufmerksamkeit als faktenorientierte. Deshalb müsse man sich fragen: Was bedeutet diese Medienentwicklung für die Meinungsbildung? Welche Lehren können die Medien aus der Wahl Trumps ziehen?

Matthias Ackeret, der sich in den Vereinigten Staaten persönlich ein Bild machte von der Stimmung, machte bewusst, dass wir uns nicht immer auf die veröffentlichte Meinung verlassen dürfen. Vor Ort ist die Situation oft nicht so, wie es Journalisten wiedergeben. Aus seiner optimistischen Sicht, haben die klassischen Medien heute eine grosse Chance, wenn sie der Öffentlichkeit helfen, die Informationsschwemme einzuordnen helfen. Medienwissenschafter Zehnder schilderte, wie die Medien in die Aufmerksamkeitsfalle tappen können. Die Medien wollen jeden Skandal abbilden, was dazu führt, dass der Provokateur zwangsläfuig zum Gesprächsthema wird. Trump verstand es, die notwendige Aufmerksamkeit zu generieren und erhielt dadurch auch viel mehr Sendezeit.

Michael Hermann erläuterte, weshalb die klassischen Medien immer mehr an Autorität verlieren. Im Grunde sei es zu einer Entmachtung der traditionellen Medien gekommen. Die Medien hätten sehr viel gegen Trump geschrieben. Sie entlarvten seine Lügen, wurden jedoch nicht mehr ernst genommen. Tagi-Journalistin Michèle Binswanger machte bewusst, dass die Journalisten über die Bücher gehen müssen. «Es braucht eine neue publizistische Vision», forderte sie. Die Wachthundfunktion der Medien müsse aber aus ihrer Optik unbedingt erhalten bleiben.

«Manche können nur fremde Meinungen, nicht die eigenen berichten», schrieb vor Jahren Jean Paul. Im jüngste Medienclub war erfreulicherweise eine Fülle von verschiedenen eigenen Meinungen zu hören. Ein gutes Beispiel einer konstruktiven Diskussion, die dem Publikum hilft, eine komplexen Thematik besser einzuordnen.


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