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Falsche Hoffnungen

Pierre Rothschild

Die Gedankenspiele haben Saison: Wie weiter, wenn die Stimmbüger die SRG lahmlegen? Jeder, der das Mediengeschäft kennt, weiss, dass es dann schwierig wird. Denn Fernsehen ist teuer  das sieht man am Programm der TV-Sender in der Schweiz, die nicht lokal verankert sind. Da kommen Billig-Serien, die schon für das Fernsehen in Deutschland synchronisiert wurden, am Laufmeter. Da werden Filme gezeigt, die man im Schlaf kennt. Und die meisten dieser Sender haben keine Studios mit Kameras und Sendetechnik, sondern sind reine Abspiel-Stationen. Und auch die lokalen Studios leisten sich nur Industrie-Standard, nicht die enorm teure Broadcast-Technik.

Wenn solche Sender nun falsche Hoffnungen wecken, ist es nicht fair. Das tat am Wochenende Roger Elsener. Ja, das Lauberhorn-Rennen könnte man übertragen, meinte der Chef der TV-Sender der Wanner-Verlagsgruppe. Auch andere Lizenzen wären für den AZ-Medien-Sender TV24 demnach interessant: Eishockey, Tennis oder Fussball im Sport- und weitere Rechte im Unterhaltungsbereich, so Elsener (persoenlich.com berichtete).  

Nur macht er die Rechnung ohne sein Verlagshaus. Das ist nicht Viacom, das ist nicht Murdoch oder RTL  das sind Unternehmen, denen ein harter Wind entgegenweht.

Und Sport kostet Geld, viel Geld. Denn TV24 muss nicht auf das Ende der SRG warten  UPC und Swisscom zeigen, dass man Rechte auch bekommt, wenn das öffentlich-rechtliche Medienhaus mit voller Kraft sendet. TV24 hätte mitbieten können, als zum Beispiel die Eishockey-Rechte zu haben waren. Nur kostet das für drei Jahre fast 100 Millionen Franken, ohne Technik und Redaktion. Eric Tveter, der UPC-Visionär, wagte den Deal. So kann es auch in Zukunft sein. Hinter UPC steht Liberty Global  und damit John Malone, einer der reichsten Unternehmer der Welt. Und UPC zeigt: Auf dem Markt der Sport-Rechte kann man zu wertvollen Rechten kommen, ohne dass dem Konkurrenten die Luft, bzw. das Geld, ausgeht.

Kleinst-Sender wie TV24 machen hier den TV-Konsumenten falsche Hoffnungen. Das Geld ist nicht da. Und auf Werbe-Einnahmen zu hoffen, ist sicher richtig. Aber bei Vertragsabschluss muss man in eine Vorleistung gehen. Das ist keine Spezialität der Schweizer Medienunternehmen. Da wollte man schon in der Vergangenheit oft den Meister, ohne das Lehrgeld zu bezahlen.

Bezahlen müsste für Top-Sport am Ende der Zuschauer: für die Übertragungen in den Pay-TV-Angeboten von UPC und Swisscom.  



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich, in den Bereichen Film-Produktion und Presse.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

 

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Kommentare

  • Dieter Widmer, 18.01.2018 05:16 Uhr
    Leider vergisst Nico Herger zu erwähnen, dass Abonnenten von MySports pro Jahr 300 Franken bezahlen müssen. Was aber stimmt, dass TV24 kaum in der Lage wäre, das heutige Eishockeyangebot von SRG und/oder ein Lauberhornrennen direkt zu übertragen. Das ist mit einem derart grossen Aufwand (Infrastruktur, Personal) verbunden, dass private Sender ganz bestimmt kapitulieren müssten. Wenn TV24 dennoch behauptet, er könnte das übernehmen, dann macht er unlautere Werbung für die No-Billag-Initiative.
  • Nico Herger, 17.01.2018 17:56 Uhr
    UPC/MySports bringt auch Nichtabonnenten sehr viel mehr Eishockey als vorher die SRG. Ein Spiel pro Woche free, dazu zu jeder Runde Ausschnitte aller Spiele und sehr gute Analysen und Kommentare von Studiogästen. Steffis Art ist nicht jedermanns Sache, aber die Frau versteht etwas von Eishockey und moderiert sehr gut. Dass die SRG die Rechte nicht mehr besitzt, ist ein echter Fortschritt.
  • Robert Weingart, 17.01.2018 13:38 Uhr
    Es stimmt: Sender wie TV24 und 25 oder sind doch in erster Linie Abspielsender. Wer braucht das schon? Von mir aus können sich die AZ-Kanäle vom Acker machen, das ist kein grosser Verlust.
  • Armin Keusch-Walter, 17.01.2018 13:11 Uhr
    In welchem Verhältnis steht Herr Rothschild zu UPC und Mr. Tveter, den er hier sogar als "Visionär" beschreibt. Rothschildsches Lob an diese Adresse findet sich hier nicht zum ersten Mal. Lob ist freilich erst dann angesagt, wenn die Dienste dieses Kabelunternehmens (auch das Internet!) endlich völlig störungsfrei laufen.
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