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Gesucht wird ein CEO (mindestens 100 %, m/w)

Christian Beck

Können Sie gut mit Ihren Angestellten und der Unternehmensleitung zusammenarbeiten? Können Sie die vom Verwaltungsrat definierte Strategie akzeptieren und auch umsetzen? Sind Sie besessen von der Innovationkultur und wollen selber innovieren? Und haben Sie nebst der Technologie auch noch die Journalisten gern? Sehen Sie Journalisten als Erfolgsfaktor statt als Kostenfaktor? Und wollen Sie sich die Zeit nehmen, Ihre Mitarbeitenden auf den neu eingeschlagenen Weg mitzunehmen? Haben Sie die Geduld, den Angestellten alles zu erklären, bis alle die Projekte mittragen? Und sind Sie bereit, konsequent jedes Projekt umzusetzen?

Konnten Sie alle Fragen mit «Ja» beantworten? Dann könnten Sie ein geeigneter Dengler-Nachfolger sein. Der 48-jährige Österreicher hat am Mittwoch bekanntlich seinen Chefsessel per sofort geräumt (persoenlich.com berichtete). Die eingangs erwähnten Anforderungen an den neuen CEO hat NZZ-Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod am Mittwochnachmittag an einer Mitarbeiter-Information definiert. Dieses Wunschprofil skizzierte er, nachdem in der Fragerunde ein Mitarbeiter wissen wollte, ob der mögliche Kandidat eher aus der Medienlandschaft kommen sollte. Diese Frage hätte er erwartet, soll Jornod geantwortet haben. Nun gut, auf dem Papier steht der Wunschkandidat als Nachfolger von Dengler also fest.

Klar, das waren viele Softfaktoren. Jornod erwähnte nichts von den harten Zielvorgaben an einen möglichen Nachfolger. Stichworte wie Rendite, Liquidität, genügend Einnahmen generieren trotz Krise und so weiter… Das geht vermutlich alles unter das Kapitel «vom Verwaltungsrat definierte Strategie». Und genau darüber, wie diese Strategie in der nächsten Phase umzusetzen ist, hatten der Verwaltungsrat und Dengler unterschiedliche Auffassungen, wie es hiess.

Trotzdem, Veit Dengler habe seine Arbeit in den letzten Jahren sehr gut gemacht, sagte Jornod. Dengler habe die Firma umgebaut. «Das war eine riesige Aufgabe.» Dies sei nur mit jemandem wie Dengler möglich gewesen. Dengler, der Manager. Der Branchenfremde. «Vor vier Jahren wusste man nicht, wohin die Reise geht», soll Jornod vor den Mitarbeitenden gesagt haben. Nun wisse man das aber. Und für diese weiteren Aufgaben brauche es jemanden Neuen. Eben, einfach jemanden, der die gleiche Auffassung wie der Verwaltungsrat teilt.

Sie möchten noch wissen, wie diese Strategie überhaupt aussieht, die Sie zu vertreten hätten, bevor Sie nun Ihren CV losschicken? Sparen, sparen? Ganz und gar nicht. Laut Jornod wolle man investieren und Neues kreieren. «Die NZZ und die Regionalmedien sind unsere Welt», so Jornod. Es seien zwei unterschiedliche Produkte mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Die NZZ sei Premium und Vorreiter, die Regionalmedien wiederum würden ihren Bereich gut abdecken. Entscheidend sei der Qualitätsjournalismus. Das sei das Kerngeschäft. Jornod zeigte sich vor den Mitarbeitenden überzeugt: Dieser Qualitätsjournalismus sei ein Wert, den man auch verkaufen könne. Und diesen Qualitätsjournalismus müsse man nicht durch Diversifizierung quersubventionieren.

Tönt grossartig. Es bleibe aber, so Jornod, die grosse Frage: Wie bringt man die NZZ-Produkte überhaupt an den Kunden? Diese Frage gelte es zu lösen. Vielleicht haben Sie Antworten? Dann los: Bewerben Sie sich!

 

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