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Milliarden für die Zukunft

Pierre Rothschild

Die Meldung: KKR kauft WebMD Health, eines der weltweit grössten Gesundheitsportale, für 2,8 Milliarden Dollar. Der amerikanische Finanzinvestor will WebMD in seine Netzsparte eingliedern. Das Portal hat sich verkauft, weil das Anzeigengeschäft mit der Pharmabranche nicht mehr läuft. In Deutschland ist KKR im Februar bei der GfK eingestiegen und hält 55,46 Prozent der Anteile.

Die Konsequenz: 2,8 Milliarden Dollar für ein nicht einfaches Geschäft – und trotzdem zahlt ein Private Equity Gigant wie KKR, der schon Ringier einst half, die Scout- und Omnimedia-Gruppe zu kaufen, Milliarden. Damals ging es noch um einen dreistelligen Millionenbetrag, jetzt sind die Zahlen in der digitalen Welt in eine ganz andere Dimension entrückt.

Und was heisst das für Verlage? Sie können nicht mehr mitspielen. Dieses Geld können nur noch die Giganten der Wallstreet aufbringen – KKR, Carlyle und ähnliche Häuser. Keine gute Nachricht für Verleger, die sich so viel von der digitalen Welt versprochen haben. Doch diese beruht auf wesentlichen Fakten:

- Um digitale Portale zu betreiben, muss man kein Verleger mehr sein. Die filigrane Arbeit von einst – Herstellung des Print-Titels, Inhalt, Vertrieb – wird digital übersprungen. Das können viele, die ihr Handwerk verstehen und Content – seien es Anzeigen oder Inhalte – anbieten, ohne verlegerische Tradition.

- Um das grossse Geld zu machen, braucht es noch grösseres Geld.  Jetzt baut Springer ein Verlagsgebäude – doch es wird verkauft und langfristig zurückgemietet. Für rund 755 Millionen Euro will man eben keine Immobilien, sondern Geld für digitale Pläne.

In der kleinen Schweiz stimmen uns solche Entwicklungen nicht positiv. Auch beim besten Willen wird auch hier ein Markt sehr schwer werden, der nach wie vor ein Hoffnungsträger ist. 



Pierre Rothschild ist freier Medienunternehmer in Zürich, in den Bereichen Film-Produktion und Presse.

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