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Postkarte von der Euro

Fabian Ruch

Bereits 2000 durfte ich als sehr junger Journalist an der Euro in Holland und Belgien dabei sein. Seither haben sich bei der Berichterstattung über das grösste europäische Fussballturnier vor allem zwei Dinge geändert. Erstens die Geschwindigkeit, mit der die News dank des Internets verbreitet werden. Und zweitens die Terrorangst.

Das hat natürlich auch Auswirkungen auf meine Arbeit. In der Zeitung sind heute kaum mehr nackte Spielberichte gefragt. Es geht darum, die Stimmung zu transportieren, Hintergründe über Teams und Spieler zu verfassen oder interessante Interviewpartner zu finden. Diesmal spekulierte ich schon relativ früh darauf, dass die Schweiz im Achtelfinal auf Polen treffen könnte. Es gelang mir einerseits, ein Gespräch mit Tomasz Hajto, dem Experten des polnischen Fernsehens, zu führen. Und andererseits ein Interview mit Zbigniew Boniek, dem Präsidenten des polnischen Fussballverbandes und früheren Weltklassespieler, zu organisieren.

Ich habe während der Euro eine Wohnung in Paris gemietet. Dank der Internet-Plattform Airbnb ist das heute viel einfacher als früher. Auch kurzfristig sind preiswerte Unterkünfte in anderen Städten zu finden. Hier in Frankreich dauert rund um die Spiele alles ein bisschen länger als früher, weil die Sicherheitskontrollen deutlich länger durchgeführt werden. In Paris selber aber ist vieles wie immer, die Menschen sitzen bis weit in die Nacht in den Tausenden von Restaurants und essen, trinken, lachen, rauchen.

Die Terrorattacken im letzten November haben die französische Hauptstadt zwar getroffen, und man ertappt sich dabei, wie man kurz aufschaut, wenn ein Motorrad rasch um die Ecke biegt. Doch der Anschlag auf das Pariser Lebensgefühl hat dazu geführt, dass sich die Leute erst recht amüsieren wollen.

Fabian Ruch ist 38 Jahre alt und arbeitet seit rund 20 Jahren bei der «Berner Zeitung». Er ist Sportredaktor, schreibt vor allem über Fussball und hat beruflich fünf Europameisterschaften sowie die drei letzten Weltmeisterschaften besucht. Zudem ist er der Schweizer Korrespondent des deutschen Fachmagazins «Kicker».


Die Euro 2016 auf persoenlich.com

In der Blog-Serie «Postkarte von der Euro» erzählten verschiedene Korrespondenten von Schweizer Zeitungen in loser Folge Anekdoten von ihrer Arbeit in Frankreich. Im ersten Blog-Post berichtete «Tages-Anzeiger»-Videoreporter Sebastian Rieder, danach schrieb Peter Birrer von der «Neuen Zürcher Zeitung von seinen Erfahrungen. Mit dem Beitrag von Fabian Ruch schliessen wir die Serie ab. (red)

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