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Sonntägliches Erdbeben

Matthias Ackeret

Am Montag wurde die Schweiz von einem Erdbeben mit der Stärke 4,6 erschüttert. Dasjenige vom Vortag war aber noch grösser: Investoren aus dem SVP-Umfeld, so titelte die «NZZ am Sonntag», hätten Ringier die Blick-Gruppe für 230 Millionen Franken abkaufen wollen. Mathematisch gesprochen die Quadratur des Quadrats: rechter Boulevard, rechte Eigentümer. Dumm nur, dass der angebliche Hauptinvestor, Autokönig Walter Frey dementiert. Zwar heisst es so schön: Wo Rauch ist ein Feuer. Aber gleichzeitig könnte man sagen: Wenn kein Käufer, kein Kauf. 

Die Wahrheit hinter diesem Phantomdeal werden wir wohl ganz nie erfahren. Dass der «Blick» aber in nächster Zeit seinen Besitzer wechseln wird, hat Ringier-CEO per Twitter kategorisch ausgeschlossen. Für Ringier hat die ganze Sache – neben dem ganzen Trubel – eine angenehme Nebenerscheinung: Plötzlich wird der Blick wieder als gigantische Wertanlage wahrgenommen. Woraus folgt, das nur dasjenige begehrenswert ist, was auch begehrt wird. Trotz Digitalisierung und Internetwahn der handfeste Beweis, dass Print noch nicht tot ist. Die Dauerspekulationen über Blochers Sonntagszeitungsprojekte bestätigen dies.

Apropos Sonntag. Den gordischen Knoten hat meines Erachtens AZ-Verleger Peter Wanner durchschnitten. Die «Schweiz am Wochenende» erscheint neu bereits am Samstag. Damit erspart man nicht nur Druck- und Vertriebskosten, sondern gewinnt doppelte Aufmerksamkeit. Nämlich am Samstag und Sonntag. Im Aargau hät's also nid nur ganz Liebi, sondern auch ganz Schlaui.

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Kommentare

  • Roger Doelly, 13.03.2017 18:39 Uhr
    «Internetwahn»: Die Verwendung dieses Begriffs ist völlig absurd, wir befinden uns nicht mehr im Jahr 2000. Und mit der Einstellung einer Sonntagszeitung durchschneidet man tatsächlich den gordischen Knoten? Also bitte!
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