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Sorry, Peter Reber

René Hildbrand

Kein Zweifel: Der Berner Musiker, Komponist und Sänger Peter Reber wird dereinst in die Schweizer Musikgeschichte eingehen. Mit über 40 Gold- und Platin-Auszeichnungen zählt er schon heute zu den erfolgreichsten Schweizer Künstlern aller Zeiten. Reber ist längst ein Brand – eine absolute Ausnahmeerscheinung. Chapeau. Punkt.

Am Samstagabend «beschenkte» ihn SRF 1 mit einer Samstagabendendung mit dem überaus originellen Titel «100 % Musik». Die Anlage der Sendung war nicht schlecht. Sie war eine Katastrophe.

Erfolgreiche Schweizer Künstlerinnen und Künstler, von Maja Brunner bis Baschi und Trauffer, wurden mit Reber einfach alleine gelassen. Zu einer überschwenglichen Plauderei in einer Art Berghütte, die modern wirken sollte. Zum Glück war für einmal Nik Hartmann nicht dabei.

Schweizer Legenden wie Paola oder Pepe Lienhard durften sich nur in Einspielungen äussern. Als würden sie in Australien leben. Zum grossen Teil wurden Film-Einspielungen von aus der Eigenproduktion von Peter Reber oder aus dem SRF-Archiv eingeblendet. Die in die schiefe Hütte eingeladenen Sängerinnen und Sänger durften immerhin je einen Reber-Titel interpretieren.

Das grosse Studio 1 am Leutschenbach blieb leer am vergangenen Samstagabend. Dort oder auswärts wurden früher am Samstagabend noch schöne Sendungen produziert. In der Reber-Reihe hiessen sie: «Danke Hazy» (Osterwald) oder «Danke Wysel» (Gyr). 

Falls sie sich nun fragen sollten, warum es solche TV-Events nicht mehr gibt: Es fehlt nicht an Geld. Nein, es liegt ganz einfach daran, dass es in der Abteilung Unterhaltung unseres Staatssenders keine «Zirkuspferde» mehr gibt. Menschen, die es lieben und mit Herzblut täglich alles versuchen, Menschen prima zu unterhalten. So wie es einst Profi-Unterhaltunschefs wie Max Ernst, Hannes Bichsel, Marco Stöcklin, oder Max Sieber mit ihren Leuten viele Jahre erfolgreich getan hatten.

Heute sitzen bloss noch Bürolisten und Technokraten in denselben Büros. Eigene Format-Entwicklungen gibt es kaum mehr. Keine Ideen, keine Kreativität, keine Lust. Hilflosigkeit.

SRG-Boss und «Jammeri» Roger de Weck rühmte vor einer Woche bei Schawinski eine Studio-Sendung als «grossen Erfolg», in der sich sein höriger Direktor Ruedi Matter den harmlosesten Fragen der Studiogäste stellte. Für mich gehörte die «Show» zu den grössten DRS/SF/SRF-Peinlichkeiten der vergangen Jahrzehnte.

Noch nie habe ich Nathalie Rikli (SVP) gewählt. Am Samstagabend kam mir indes einer ihrer Lieblingssätze in den Sinn: «Die Privaten können das auch.» Nein, so meine ich, die Privaten hätten es besser gemacht. 

Nur noch ein Wort zu unserem gefeierten Berner Musiker: «Sorry, Peter Reber» wäre der einzig richtige Titel für die dir gewidmete Sendung gewesen.


René Hildbrand ist Journalist und langjähriger Fernsehkritiker. Während 27 Jahren war
er für "Blick" tätig, danach Chefredaktor von "TV-Star". Ausserdem ist er Autor von
über zwei Dutzend Humorbüchern.

 

 

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