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Twittern mit Donald

von Matthias Ackeret

Die Forderung war unmissverständlich. Man müsse, meinte ein Kollege vor einigen Tagen, Donald Trump das Twittern verbieten. Das mag richtig sein. Doch ein kleines Problem stellt sich: Wie sagt man es ihm vom beschaulichen Zürich aus? 

Während Barack Obama noch als genialer Social-Media-Pionier gefeiert wird, ist die Twitterleidenschaft des neuen Präsident vor allem denjenigen suspekt, die sich permanent auf die Kraft der neuen Medien berufen. Während jede Revolution am Ende die eigenen Kinder frisst, ist Trump das Kind einer Revolution, das am Ende die Revolutionäre verspeist. Dass Trump auf seine Tweets nur ungern verzichtet, ist begreiflich. Immerhin hat er bereits 19,2 Millionen Follower, aber deutlich weniger als Nochpräsident Obama (80,3 Millionen Follower).

Dabei ist Trumps Twitterleidenschaft nichts Ungewöhnliches: Auch Schweizer Bundesräte twittern. So wünschte Johann Schneider-Ammann vor einigen Tagen den Schweizern «ein besinnliches Weihnachtsfest». Zugegeben, neben Trumps Forderung nach neuen Mauern ist dies zurückhaltend. Am radikalsten treibt es hierzulande Finanzminister Ueli Maurer. Dessen Tweet beginnt seit Jahren mit den Worten: «Dä Christoph hät gsäit...». Das Problem: Der Tweet ist eine Fälschung. Der SVP-Magistrat ist ein Opfer von Fake News, lange bevor jemand den Begriff kannte.

Für Normalsterbliche kann Twittern lebensgefährlich sein. Das erfuhr ein Zürcher Schulpfleger mit seinem unsäglichen Kristallnachtweet. Aber auch ein Schweizer Fussballspieler, der nach einem verlorenen Spiel den Gegner beschimpfte, und anschliessend aus der Nationalmannschaft geschmissen wurde. Selbst die amtierende Bundespräsidentin war harscher Kritik ausgesetzt, als sie nach den Charlie-Hebdo-Attentaten vor zwei Jahren einen missverständlichen Tweet in die Welt setzte. Das Problem: Twitter ist für den Schreibenden ein intimes und schnelles Medium, seine Verbreitung erfolgt aber weltweit. Für den neuen amerikanischen Präsidenten ist dies alles kein Problem. Ist der Ruf erst ruintiert, lebt es sich ganz ungeniert. Donald kennt seinen Wilhelm Busch.

Eines muss man Trump jedenfalls lassen. Seine Tweets erfüllen die Forderung nach Transparenz. Noch nie erhielt man einen so ungefilterten Einblick in das Hirn eines amerikanischen Präsidenten.

Und überhaupt, liess Donald Trump verkünden, sobald er im Amt sei, werde er besonders heikle Dokumente nicht mehr elektronisch, sondern mit dem Briefboten versenden lassen. Donald weiss warum. всего хорошего! 


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