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Wie man seine Selbstvermarktung verspielt

Marcus Knill

Medienauftritte wären immer eine Chance. Jolanda Spiess-Hegglin hat leider diese Chance vertan. Mit ihrem krankhaften Drang nach Medienpräsenz verspielte sie sich ihren Ruf in der Öffentlichkeit.

Beim jüngsten Interview mit Roger Schawinski hat die mediensüchtige Politikerin dem bevorstehenden Frauentag einen Bärendienst erwiesen. Weshalb? Nachdem der Moderator  der  Politikerin schwarz auf weiss nachweisen konnte, dass ihre Behauptung im «Blick» über das Vorgespräch der Sendung nicht der Wahrheit entsprachen, verspielte Jolanda Spiess-Hegglin ihre Glaubwürdigkeit vor Mikrofon und Kamera endgültig.

Die Endlosgeschichte dieser Akteurin hatte eine Dimension angenommen, die in den Medien einmalig ist. Seit Monaten nervt die grüne Politikerin die Öffentlichkeit mit ihren peinlichen Verlautbarungen. 

Sie hat mit ihren öffentlichen Interventionen zweifelsfrei viel erreicht. Sie wurde prominent. Sie schaffte sich  einen  Namen - aber einen fragwürdigen.  Sie machte sich aber vor allem lächerlich. Ich zitiere Kurt Felix: «Früher wollten die Menschen in den Himmel, heute in die Medien.»

Jolanda Spiess-Hegglin fand immer wieder einen Aufhänger, um den peinlichen Sex-Skandal in Zug aufzuwärmen. Sie liess nichts aus und sorgte bei Kommentatoren für Kopfschütteln. Dank ihrer umtriebigen Medienaktivität durfte sie sogar in Luzern beim Jugendradio einen Preis überreichen - einen «Negativ-Award».

Die Moderatoren leisteten sich bei dieser Gelegenheit den Spass und überreichten der neuen Medienpromifrau ein Unterhöschen. Sie lachte und machte - so wie bei «Schawinski» - gute Miene zum bösen Spiel und publizierte diese Geschichte nachher sogar noch selbst im Netz. «Blick am Abend» nahm die Story sofort auf.

Nach dem  Muster - agieren,  Medienmitteilungen und persönliche Gedanken sofort ungefiltert publizieren -  trat die Politikerin von Fettnapf zu Fettnapf. Sie begründete ihren Parteiaustritt mit einem Scherz in deren Parteiblatt, der sich über K.O. -Tropfen lustig gemacht hatte. Sie stellte die Nacktbilder in der Zuger Fastnachtzeitung «Feuerhorn» leichtfertig selbst ins Netz. Für mich unvorstellbar, dass jemand immer wieder den gleichen Fehler macht. Das Fastnachtskomitee war noch bereit, das Bild nicht mehr weiter zu verbreiten.

Bei allen unbedachten Mediengeschichten erfüllte das Verhalten der Politikerin die besten Voraussetzungen für eine weitere Verbreitung: Die Boulevardmedien leben bekanntlich von Tränen, Blut, Sex und Sperma. Spiess-Hegglins Aufwärmgeschichten wurden somit zum idealen Treiber auf dem Markt der Skandalpresse.  Fazit: Unbedachte Medienauftritte können zum Bumerang mutieren. Im Umgang mit Skandalen sind Zurückhaltung, denken vor dem Sprechen und manchmal einfach auch schweigen Gold. Dies setzt aber Selbstkritik und Selbsterkenntnis voraus. 

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Kommentare

  • Sam Brunner, 10.04.2016 13:21 Uhr
    Peinlich seid höchstens ihr Medienschaffenden, die permanent über diese Spiess-Hegglin berichtet! Bekommt die von euch eigentlich jeweils noch Geld für die Artikel?
  • Christian Georg Stähelin, 18.03.2016 15:28 Uhr
    Lieber Herr Knill Aus meiner Sicht urteilen Sie falsch. Wie soll ich diese Fehlleistung verstehen: Als erfahrener Kommunikations-Profi stellen Sie die wichtigsten Fragen nicht? Trifft es zu, dass Sie Ihren Spiess-Hegglin-Beitrag verfasst haben ohne an der Quelle (bei Frau Spiess-Hegglin) zu recherchieren? Für Ihre authentische Antwort - hier in dieser Kommentar-Spalte - danke ich im Voraus.
  • Arthur Flückiger, 10.03.2016 01:39 Uhr
    Herr Knill, Sie bringen es auf den Punkt. Mehr ist dazu nicht zu sagen.
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