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Wir zeichnen Arbeiten aus, die zu berühren vermögen

Inken Rohweder von Trotha

Der ADC*E wird 25 und ich darf zusammen mit Bruno Manser und Livio Dainese dabei sein. In Barcelona – der Stadt, in der jeder zweite Pflasterstein besser gestaltet ist, als manche Orte im deutschsprachigen Raum – werden an einem Tag 702 Einsendungen aus 19 Nationen von uns und knapp 50 anderen Juroren begutachtet. Die Mehrheit davon ist in meiner Kategorie Design & Craft gelandet.

schweizer jury

«Nach knapp zehn Stunden Jurierung sehen wir immer noch total frisch aus und haben null Lust auf ein kaltes Getränk»: Livio Dainese, Inken Rohweden und Bruno Manser posieren für ein Selfie. (Bild: zVg.)

Viele tolle Arbeiten aus Deutschland liegen auf dem Tisch. Traditionell designstarke Länder wie England, Dänemark oder auch die Schweiz, die nur wenig eingereicht hat, werden vermisst. Einige andere Länder sorgen dafür zumindest für Gesprächsstoff.

Wir lernen die neue Corporate Identity der im Nordwesten der Ukraine liegenden Stadt Zhytomyr kennen, wenn auch nicht lieben und wir wundern uns, was Italien beabsichtigt: die Arbeit mit dem bezeichnenden Titel «I am wasting my time» ist nur als Titel vorhanden. Nach knapp 10 Stunden steht fest: eine der vielen eingesendeten Weinflaschen möchte aufgemacht, deren Etikette aber nicht nominiert werden. Nur gut aussehen reicht bei weitem nicht aus, um die Jury zu überzeugen. Ausgezeichnet werden nur Arbeiten, die zu berühren vermögen.

Gold in der Kategorie Design & Craft gibt es zum Beispiel für das Branding von Anton, dem Käser aus Österreich, die illustrierte NYTimes-Kolumne Modern Love oder das ebenfalls in der Kategorie Outdoor nominierte Plakat Sounds of the city. Der Ruf-Lanz-Spot «Second chance» ist ein Gewinner der Herzen und bleibt auf Silber, als die Kategoriezuordnung hinterfragt wird.

Das Rahmenprogramm «Hybridscape» bestehend aus Talks und Workshops richtet sich laut wiederholter Aussage des Moderators in erster Linie an die wirklich vielversprechenden Kreativen, nämlich die unter 35-Jährigen. So geben nach ein paar Versuchen die meisten Delegierten dem konkurrierenden Sonnenschein nach und verteilen sich in sämtliche Tapasbars der Stadt.

Für Überraschung sorgt am letzten Abend der Grand Prix – er geht nach Deutschland. DDB Spains Holograms for Freedom oder O Escritorios Benfica Safety Video sind unter anderen ebenfalls nominiert. Ogilvys Anti-Rassismus Kampagne «Mein Kampf gegen Rassismus» macht das Rennen, obwohl der Case innerhalb einzelner Juries teils kontrovers diskutiert wurde.

Der Schweizer Nachwuchs Sandy Pfuhl und Edoardo Moruzzi von Publicis muss bei der Preisverleihung in der Fundacío Miró leider Portugal den Vortritt lassen, aber für mächtig Spass in der Stadt Gaudís und viele internationale Kontakte hat sich die Teilnahme an der Creative Challenge mehr als gelohnt. Wir alle nehmen etwas Sonnenschein mit ins Büro zurück und einmal mehr die Gewissheit, dass nichts mehr punktet und nichts uns und unseren Kunden mehr Erfolg bringt als eine gute Idee.

Alle Gewinner des ACD of Europe finden Sie hier.

Inken Rohweder ist selbstständig in Art & Creative Direction.

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