20.03.2018

Salt

Auf die Datenautobahn eingespurt

Der Mobilfunkanbieter wird mit TV, «ultraschnellem Internet» und Festnetztelefonie zum Vollanbieter.

Der Telekomanbieter Salt wagt den lange erwarteten Einstieg ins Festnetzgeschäft. Mit Rekordgeschwindigkeiten und günstigen Bündelangeboten steigt Salt ins Rennen um Marktanteile beim Vollsortiment – allerdings nur bei Kunden mit Glasfaseranschluss.

Das neue Angebot ist ab sofort auf Glasfasernetzen in über 30 Städten und Regionen verfügbar, wie Salt am Dienstag mitteilte. Dafür arbeitet Salt mit Swiss Fiber Net, verschiedenen Städten und Gemeinden sowie weiteren Partnern zusammen.

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Derzeit werden damit vor allem grössere Ballungszentren abgedeckt. Der Telekomanbieter, der dem französischen Unternehmer Xavier Niel gehört, plant aber eine «weitere geografische Expansion». Die Festnetzpläne waren bereits seit einem Jahr bekannt, nachdem der Mobilfunker Verträge über die Benutzung der Glasfasernetze von Stromversorgern abgeschlossen hatte.

Neue Spitzengeschwindigkeit

Salt gibt mit dem neuen Angebot sowohl beim Preis als auch bei der Geschwindigkeit Gas. Die sogenannte Salt Fiber Box ermöglicht ein Surftempo von 10 Gigabit pro Sekunde – das ist zehnmal schneller als das bisherige Spitzenangebot hierzulande. Swisscom und Sunrise bieten heute maximal 1 Gigabit pro Sekunde, UPC 500 Megabit pro Sekunde.

Allerdings können die wenigsten Kunden tatsächlich die volle Geschwindigkeit ausreizen. In den seltensten Fällen sei der Server auf der Gegenseite schnell genug, kommentierte Telekom-Experte Ralf Beyeler in einer Mitteilung des Online-Vergleichsdienstes Moneyland.ch. Die bis anhin schnellsten Angebote von 1 Gigabit pro Sekunde reichten selbst für Kunden völlig aus, die ein sehr schnelles Internet wünschten.

«Echter Kampfpreis»

Mit dem Einstieg ins Festnetzgeschäft wird Salt zum Telekom-Vollanbieter und kann Swisscom, Sunrise und Co. künftig auch bei den Kombi-Paketen konkurrenzieren. Paketangebote aus Mobilfunk, Festnetz, Internet und Fernsehen gelten bei Experten als entscheidend für den Erfolg einer Telekomfirma.

Für 49.95 Franken im Monat erhalten die Salt-Kunden nun Internetzugang, ein TV-Angebot mit 300 TV-Sendern und eine Festnetz-Flatrate. Salt-Kunden mit bestimmten Handy-Abos bezahlen 10 Franken weniger pro Monat. Damit unterbiete Salt die Preise auf dem Schweizer Telekom-Markt markant, schreibt Moneyland.ch und spricht von einem «echten Kampfpreis».

Verschärfter Wettbewerb

Selbst für Kombi-Produkte der Konkurrenz, die wesentlich weniger böten, seien die Preise erheblich höher. «Es ist klar, dass die Preise von Swisscom, Sunrise und UPC unter Druck kommen werden», lässt sich Beyeler zitieren.

Da allerdings die Handy-Abos von Salt ohne Berücksichtigung von Promotionspreisen eher teuer seien, sei der Preisunterschied zur Konkurrenz mit Mobilfunk etwas geringer als ohne Mobilfunk. Je nach Nutzungsverhalten gebe es dann auch günstigere Angebote von der Konkurrenz.

Die Aktien der Konkurrenten Swisscom und Sunrise gerieten nach der Ankündigung jedenfalls unter Druck. Der Aktienkurs von Sunrise fiel am Dienstagnachmittag um 2,7 Prozent, derjenige von Swisscom um 3,8 Prozent.

Mit dem Einstieg ins Glasfasernetz schliesst Salt an die eigene Geschichte an. Die einstige Orange war 2008 der erste Anbieter von TV, Internet und Telefonie auf dem EWZ-Glasfasernetz. Ende 2010 verliess der Pionier die «Datenautobahn der Zukunft» wieder, da Orange kaum Kunden gewonnen hatte. Nach der geplatzten Hochzeit mit Sunrise hatte die Firma, die damals zur France Telecom gehörte, angekündigt, sich künftig auf die Mobilfunkangebote konzentrieren zu wollen.

Gewinneinbruch 2017

Im vergangenen Geschäftsjahr 2017 musste Salt einen Gewinneinbruch vermelden. Der Reingewinn sackte um beinahe zwei Drittel auf 36,9 Millionen Franken ab. Grund dafür waren markant höhere Abschreiber und Amortisationen sowie deutlich gestiegene Finanzkosten, weil die Schuldenlast schwerer wurde.

Rein operativ verbesserte Salt dank dem Tritt auf die Kostenbremse indes die Profitabilität. Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) steig trotz eines Umsatzknicks um 9,9 Prozent auf 471,8 Millionen Franken. (sda/awp/cbe)



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