22.02.2017

Swisscom

Bündelabos werden umgekrempelt

Das Abo kann neu nach dem eigenen Bedarf zusammengestellt werden. Damit soll die Wechselbereitschaft der Kunden gesenkt werden.
Swisscom: Bündelabos werden umgekrempelt
Die Swisscom krempelt die Struktur für Bündelabos um. (Bild: Keystone)

Sieben Jahre nach der Einführung des Kombiabos Vivo für zu Hause krempelt die Swisscom ihre Struktur für Bündelabos um. Neu führt der «Blaue Riese» das Baukastenprinzip ein. Damit können Kunden ihre Bausteine eine aus Handy, TV, Internet und Festnetztelefonie selber zusammenstellen.

Bisher gab es nur vorgefertigte Bündelangebote für kleine, mittlere, grosse und ganz grosse Nutzer. Neu können die Kunden ihre Module für Internet, TV, Telefonie und Mobilfunk selber auswählen, je nachdem welche Leistungsangebote sie bevorzugen, wie die Swisscom am Mittwoch vor den Medien in Zürich bekannt gab.

So können die Kunden beispielsweise eine schnelle Internetleitung und eine Festnetztelefonie ohne Pauschaltarif wählen, wenn sie zu Hause telefonisch vor allem erreichbar sein wollen. Auch ein Internetanschluss mit einem schmalen TV-Angebot und Mobilfunk sind möglich. Ebenso gibt es jetzt einen reinen Internetanschluss ohne Festnetztelefon. Die einzelnen Bausteine lassen sich erweitern, verschlanken oder ganz ausschliessen. Lediglich der Internetanschluss ist die Grundlage jedes Bündelangebots.

Preise etwas gesenkt

Neu ist auch, dass Mehrpersonenhaushalte profitieren. Kunden, die Internet und Mobilfunk kombinieren, sparen auf den ersten beiden Mobilfunkabos je 20 Franken pro Monat. Ab dem dritten bis zum fünften Abo steigt der Rabatt neu auf jeweils 40 Franken. Zudem senkt die Swisscom die Preise für gewisse Kombinationen von Festnetz und Mobilfunk.

«Grundsätzlich ist es sehr gut, dass es das Modulsystem gibt», sagte Telekomexperte Ralf Beyeler vom Internetvergleichsdienst Verivox im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Denn die Bedürfnisse der Nutzer seien unterschiedlich. Diese könnten jetzt nach ihrem eigenen Bedarf ein Abo zusammenstellen. «Das war der grosse Schwachpunkt beim bestehenden Swisscom-Portfolio.»

«Bisher mussten Kunden, die einen schnellen Internetzugang wollten, auch das grösste TV-Angebot nehmen. Dies auch, wenn sie eigentlich nur wenig Fernsehen schauen wollen und im Prinzip keinen grossen Videorecorder benötigen», erklärte Beyeler.

Auch die Stiftung für Konsumentenschutz (SKS) begrüsste die Stossrichtung des neuen Angebots: «Bisher mussten Swisscom-Kunden teilweise auch für Leistungen bezahlen, die sie nicht benötigten. Dies wird nun verbessert», schrieb SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder in einem Communiqué.

Mit den neuen inOne-Abos gebe es für viele Kunden auch Verbesserungen beim Preis-Leistungs-Verhältnis, zum Beispiel bei der Handynutzung im Ausland (Roaming), bei der Internetgeschwindigkeit oder beim zeitversetzten Fernsehen, schrieb die SKS, die zusammen mit Dschungelkompass.ch die neuen Abos analysiert hat.

Weniger Wechsel als Ziel

Mit den neuen Abos will die Swisscom auch die Wechselbereitschaft der Kunden senken. Denn es zeigt sich: Je mehr Produkte die Konsumenten beim gleichen Anbieter beziehen, desto weniger wechseln sie zur Konkurrenz. So liegt die Wechselquote bei Kunden mit zwei Produkten bei 12 Prozent, dagegen bei Kunden, die das volle Programm aus Internet, TV, Fest- und Handytelefonie beziehen, lediglich bei 4 Prozent.

Vergleicht man die neuen Abos mit den bisherigen Kombiangeboten, zeigt sich, dass bei vergleichbarer Leistung die Kunden etwas günstiger fahren. Oder sie bekommen für den gleichen Preis mehr Leistung. Die Swisscom gehe davon aus, dass 80 Prozent der bisherigen Kunden mehr Leistung wählen würden, sagte Produkt- und Marketingchef Dirk Wierzbitzki im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA.

Im Vergleich zur Konkurrenz seien die neuen Swisscom-Angebote gut, aber teuer, analysiert Telekomexperte Beyeler: Gut, weil die Kunden nur die Produkte kaufen müssten, die sie auch wirklich brauchten. Doch dies habe seinen Preis.

Keine Kündigungsfrist

Immerhin können die Swisscom-Kunden künftig einfach wechseln. Bisherige Kunden müssen keine Kündigungsfrist mehr einhalten, sie können einfach im Internet oder im Kundencenter sich ein neues Angebot zusammenstellen.

Dies ist auch für die Ferien möglich: Vor den Ferien können die Kunden gewisse Module abbestellen, nach den Ferien dann wieder aktivieren, wie die Swisscom-Verantwortlichen eingestanden. Die neuen Abos sind ab April verfügbar. Ein genaues Datum nannte Wierzbitzki nicht. (sda/tim)



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240424