25.05.2016

Digitalisierung

Die Schweiz hinkt anderen Staaten hinterher

Die Zahl der Breitbandinternetnutzer über Handys und Tablets sei in der Schweiz nicht mal halb so hoch wie in Singapur

Die Schweiz hat laut einer Studie noch Luft nach oben bei der Digitalisierung und weiteren Bereichen. Schwächen bestehen im Vergleich zu anderen Staaten vor allem bei der Breitbandinternetnutzung über Handys und Tablets, bei Jungunternehmen sowie bei der Digitalisierung der öffentlichen Hand.

Die Zahl der Breitbandinternetnutzer über Handys und Tablets sei in der Schweiz nicht mal halb so hoch wie in Singapur, stellt eine Studie der Eidg. Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) fest, die im Auftrag der Swisscom und des Finanzinfrastrukturunternehmens SIX verfasst wurde. Die mobile Internetnutzung leide in der Schweiz unter den strengen regulatorischen Vorgaben und den daraus resultierenden Kosten, hiess es in der Studie, die am Mittwoch vor den Medien und geladenen Gästen in Bern veröffentlicht wurde.

Bremsend seien die zehn Mal schärfere Strahlenschutzverordnung als in der EU, die Bauvorschriften und -bewilligungen und die Messvorschriften für Handyantennen, sagte Swisscom-Chef Urs Schaeppi am Rande der Veranstaltung im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Studienautor Professor Christopher Tucci forderte an der Präsentation neben privaten auch mehr öffentliche Investitionen in den Mobilfunk. Die Frage, ob sich damit der Staat ins bisher private Mobilfunkgeschäft einmischen sollte, konnte Tucci indes auch auf Nachfrage nicht klar beantworten: «Die öffentliche Hand könnte da ermutigend wirken.» Swisscom-Chef Schaeppi teilte die Kritik am Mobilfunk dagegen nicht: «Unsere Mobilfunknetze sind top.» Man solle einmal versuchen, in London auf dem Smartphone ein Email mit Anhang zu lesen.

Spitze im Festnetz

Dagegen sei die Schweiz bei Breitbandanschlüssen im Festnetz die klare Nummer eins, hiess es. Allerdings erhielten Internetnutzer in Singapur 75 Prozent mehr Bandbreite als hierzulande. Auch Schweden und Grossbritannien seien bei der Geschwindigkeit voraus. Potenzial ortete die Studie in der Finanztechnologie-Branche (Fintech) als Innovationstreiber hierzulande. Allerdings hinke die Schweiz hier Singapur, Hongkong, New York und London hinterher.

Auch bei den Datenzentren könne sich die Schweiz international als Standort positionieren. Bei der Serversicherheit rangiere sie im Moment unter den Top 3. Hier profitiere die Schweiz von ihrer Vertrauenswürdigkeit und dem Datenschutz. Aufholbedarf habe die Schweiz indes bei Jungunternehmen. Die Start-ups würden durch Lücken bei den Finanzierungsmöglichkeiten und durch ungünstige Steuergesetze der Kantone gebremst.

Gerade der Kanton Zürich ist wegen seiner geänderten Besteuerungspraxis von Start-ups unlängst in die Schlagzeilen geraten. Auch bei der Digitalisierung der öffentlichen Hand hinke die Schweiz hinterher. Das so genannte E-Government und die Beteiligung der Bürger am politischen Prozess per Internet sei hierzulande noch zu schwach ausgeprägt. (pd/sg)



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240425