05.04.2018

Datenskandal um Facebook

Zuckerberg hält sich für den Richtigen als Chef

Derweil hat der Datenskandal deutlich grössere Ausmasse als zunächst angenommen: Bis zu 87 Millionen Nutzer könnten betroffen sein.
Datenskandal um Facebook: Zuckerberg hält sich für den Richtigen als Chef
Trotz Datenskandal: Mark Zuckerberg will Facebook-Chef bleiben. (Bild: Keystone)

Facebook-Chef Mark Zuckerberg hält sich trotz des enormen Datenskandals bei dem sozialen Netzwerk weiterhin für den Richtigen an der Spitze des Unternehmens. Er übernehme zwar die Verantwortung für die Weitergabe privater Nutzerdaten – halte sich aber nach wie vor für den Richtigen, um das Unternehmen zu führen. Dies sagte Zuckerberg am Mittwoch auf eine entsprechende Frage von Journalisten. Im Leben gehe es darum, «aus Fehlern zu lernen und herauszufinden, wie man weitermachen kann».

«Wenn man so etwas wie Facebook aufbaut, das weltweit beispiellos ist, dann gibt es Dinge, die man falsch macht», betonte Zuckerberg. «Ich denke, die Leute sollten uns daran messen, dass wir aus unseren Fehlern lernen.» Der Facebook-Chef versicherte erneut, «es in Zukunft besser machen zu wollen». Er räumte aber zugleich ein, dass «keine Sicherheitsmassnahme perfekt» sei.

Unter Druck

Zuletzt war bekannt geworden, dass der jüngste Datenskandal bei dem sozialen Netzwerk noch eine deutlich grössere Dimension hat als bisher angenommen. Insgesamt wurden laut Facebook mutmasslich die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern «unzulässig» mit der britischen Datenanalysefirma Cambridge Analytica geteilt.

Zuvor war der Internetgigant noch von rund 50 Millionen betroffenen Nutzern ausgegangen (persoenlich.com berichtete). Facebook steht wegen des Datenmissbrauchs unter massivem juristischen und politischen Druck.

Zuletzt nahm Australien Ermittlungen im Fall auf. Es werde überprüft, ob das soziale Netzwerk gegen australische Gesetze verstossen habe, teilte die Datenschutz-Beauftragte Angelene Falk am Donnerstag mit. Zuvor war bekanntgeworden, dass auch persönliche Informationen von rund 300'000 Australiern ohne deren Einverständnis weitergegeben worden seien.

Cambridge Analytica arbeitete 2016 mit dem Wahlkampfteam von Donald Trump zusammen und soll dabei die Facebook-Informationen genutzt haben. Die Beratungsfirma hat jedes Fehlverhalten von sich gewiesen und erklärte, dass die Facebook-Daten nicht im Wahlkampf eingesetzt worden seien. Wegen des Skandals ermittelt auch die britische Datenschutzbehörde, die US-Behörde Federal Trade Commission sowie die meisten Staatsanwaltschaften der US-Bundesstaaten.

Brüssel verlangt Stellungnahme

Die EU-Kommission hat von Facebook wegen des jüngsten Datenskandals weitere Auskünfte verlangt. EU-Justizkommissarin Vera Jourova habe an das Netzwerk einen Brief mit der Aufforderung um «weitere Klarstellungen» geschrieben. Die Antwort soll innerhalb von zwei Wochen erfolgen, sagte ein EU-Kommissionssprecher.

Es sei mittlerweile bestätigt, dass auch europäische Nutzer von Facebook betroffen seien, sagte der Sprecher am Donnerstag in Brüssel weiter. Er nannte erneut den Missbrauch persönlicher Daten «inakzeptabel».

Gemäss dem EU-Kommissionssprecher hat Facebook grundsätzlich Bereitschaft gezeigt, sich mit der Brüsseler Behörde zu den aktuellen Datenschutzfragen auseinanderzusetzen. In den nächsten Tagen sei zudem ein hochrangiges Treffen zwischen der EU-Kommission und dem US-Konzern geplant. (sda/afp/cbe)



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