13.03.2018

Zurich Film Festival

Bund streicht finanzielle Unterstützung

Das Bundesamt für Kultur (BAK) möchte das Festival ab diesem Jahr nicht mehr unterstützen. Die Co-Direktoren des Festivals, Karl Spoerri und Nadja Schildknecht, verstehen diesen Entscheid nicht, denn sie erfüllten den filmkulturellen Beitrag vollumfänglich.
Zurich Film Festival: Bund streicht finanzielle Unterstützung
Haben wenig Verständnis für den Entscheid des Bundesamts für Kultur (v.l.): Karl Spoerri und Nadja Schildknecht, Co-Direktoren vom Zurich Film Festival. (Bild: Keystone/Ennio Leanza)
von Matthias Ackeret

Das Zurich Film Festival (ZFF) erhält seit 2006 Bundesgelder. Weil das ZFF aber deutlich weniger Bundesunterstützung als andere Schweizer Filmfestivals erhält, wurden seit der Gründung des ZFF im Jahr 2005 vermehrt auch Marketing- und Eventaufträge angenommen, die ausserhalb des ZFF standen und zur Querfinanzierung des Festivals dienten.

Im Jahr 2016 hat sich die NZZ-Mediengruppe mit je 52 Prozent an der Zurich Film Festival AG als Veranstalterin des Festivals sowie an der Vermarktungsorganisation Spoundation Motion Picture AG (SMP) beteiligt. Mit der Auftrennung zwischen der Veranstalterin und der Vermarktungsgesellschaft erfüllte das ZFF eine langjährige Forderung der öffentlichen Hand. Mit dem Einbezug der NZZ-Mediengruppe wollten die Festivalgründer zudem den Weiterbestand des ZFF langfristig sichern (persoenlich.com berichtetet).

250'000 Franken gestrichen

Doch nun will das Bundesamt für Kultur (BAK) das ZFF ab diesem Jahr nicht mehr finanziell unterstützen. Ursprünglich wurde vom BAK ein jährlicher Beitrag von 250'000 Franken in Aussicht gestellt. Das BAK wollte Einblick in alle Firmen, mit welchem das ZFF zusammenarbeitet, was aber – laut den Organisatoren – gar nicht möglich sei. Die NZZ-Gruppe als Mehrheitseigentümerin kann aus Gründen des Geschäftsgeheimnisses dem Bundesamt keinen totalen Einblick in die Bücher der Vermarktungsgesellschaft SMP AG oder weiteren Firmen gewähren, da diese kommerzielle Geschäfte betreibe, welche in keinem Zusammenhang mit dem Festival stehen.

Tatsache sei, dass das Festival dem BAK vollen Einblick in die Bücher der kompletten Veranstalterin ZFF AG gewähre, die als gemeinnützige, nicht gewinnorientierte Aktiengesellschaft fungiert. Die unterschiedlichen Auffassungen über den Grad der Transparenz haben dazu geführt, dass das BAK entschieden hat, das ZFF nicht mehr finanziell zu unterstützen. «Dies ist unverständlich und sehr bedauerlich, denn mit diesem Bundesbeitrag wurden in den letzten Jahren der Schweizer Film und dessen Nachwuchsregisseure stark unterstützt», so die beiden Co-Direktoren des Festivals, Nadja Schildknecht und Karl Spoerri, gegenüber persoenlich.com.

Filmkulturelle Bedeutung bleibt bestehen

An der Beurteilung der filmkulturellen Bedeutung des ZFF ändere sich mit diesem Beschluss aber nichts, lässt das BAK verlauten. Auch unter diesem Aspekt stösst der Entscheid des BAK bei den Organisatoren des ZFF auf Unverständnis. Das BAK habe wiederholt zugesichert, dass es das Festival auch nach der Beteiligung der NZZ unterstützen wolle, so die Organisatoren, zumal das ZFF auch mit der neuen Organisationsform programmlich vollumfänglich unabhängig sei.

Das Gesamtbudget des Zurich Film Festival beträgt heute über sieben Millionen Franken, wobei 90 Prozent von privater Seite stammen. Das ZFF verfügt damit über den höchsten Eigenfinanzierungsgrad aller Festivals der Schweiz. Bei Solothurn sind es 68, bei Locarno 60 Prozent. Letzteres erhält alleine vom Bund jährlich eine Unterstützung von knapp zwei Millionen Franken, was gegenüber den ursprünglich geplanten 250'000 Franken beim Zurich Film Festival doch frappant ist.

Trotz des negativen Entscheides geben die Organisatoren nicht auf und setzen sich weiterhin dafür ein, dass das ZFF als zweitgrösstes Schweizer Filmfestival auch in Zukunft finanziell vom BAK unterstützt werde. Man werde deswegen weiterhin das Gespräch mit dem BAK suchen, so die Verantwortlichen gegenüber persoenlich.com.

 



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Kommentare

  • Remo Streif, 16.03.2018 17:32 Uhr
    Sehe ich völlig anders, Herr Weingart und Herr Brunner waren offenbar noch nie am ZFF resp. kennen das Programm nicht. Ich habe dort viele Entdeckungen gemacht und Filme gesehen, welche sonst nie ins Kino kommen.
  • Robert Weingart, 15.03.2018 09:38 Uhr
    Leider trifft Victor Brunner dem Nagel auf den Kopf.
  • Kurt Bischofbergeer, 14.03.2018 18:15 Uhr
    Das BAK sieht das völlig richtig. Das Geld ist bei kleinen Festivals mit einer erkennbaren Linie besser angelegt als in diesem Marketing-Moloch. Wenn das Geld reicht, um so viel Bohei zu veranstalten, soll man nicht den Bundesgeldern nachweinen.
  • Victor Brunner, 14.03.2018 10:25 Uhr
    Mit oder ohne Bundesbeitrag, das ZFF ist ein Festival wie es in Europa Dutzende gibt. Wenig Innovation, gleiches Prozedere, roter Teppich und von irgendwoher wird noch ein Altstar eingeflogen! Wirklich gute und neue Filmpremieren wenig. Das ganze ist eine eigenartige Nabelschau der Servelatprominenz, von wenig kreischenden Fans. Richtig dass eine wenig ergiebige Veranstaltung privat finanziert wird. Wenn das Geld nicht reinkommt ist das ZFF nicht gefragt!
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