12.10.2014

Miss Schweiz 2014

Eine Gewinnerin und 20 Festnahmen

Laetitia Guarino jubelt im Kuppel-Zelt, draussen wird gegen Sexismus protestiert.
Miss Schweiz 2014: Eine Gewinnerin und 20 Festnahmen

Die Miss Schweiz 2014 ist eine Waadtländerin: Die 21-jährige Medizinstudentin Laetitia Guarino hat am Samstagabend in Bern ihre 11 Konkurrentinnen mit einem breiten Lächeln hinter sich gelassen. Die Trägerin der "Krone mit Herz" stammt aus Froideville, will Kinderärztin werden und ist regelmässige Kirchgängerin.
 
"Es ist bizarr, ich kann es gar nicht glauben", sagte sie bei ihrem ersten Medientermin sichtlich aufgeregt. "Ich bin die Letzte, die damit gerechnet hätte." Sie hoffe nun einfach, dass man sie in ihrem Amtsjahr nicht zu sehr kritisiere.
 
Für die nötige Bodenhaftung wird ihr Freund, Elektrotechniker Stefano, sorgen, den sie über Facebook kennen lernte. Intime Fragen will sie in ihrem Amtsjahr aber keine beantworten. "Ich bin von der alten Schule", liess sie blick.ch und "SonntagsBlick" in einem Interview bereits wissen. Auch Nacktbilder werde es von ihr keine geben.
 
Schämt sich für Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative
Der Glaube ist ihr wichtig. Guarino geht regelmässig in die Kirche und betet auch im Alltag, etwa wegen ihrer Flugangst. Richtig entspannen kann die Waadtländerin beim Kochen: Sie liebt es, zusammen mit ihrer Mutter in der Küche zu stehen.
 
Wäre sie einen Tag Bundespräsidentin, würde sie sich für einen autofreien Tag im Monat einsetzen und ungesunde Nahrungsmittel höher besteuern. Sie schämt sich zudem noch heute für das Abstimmungsergebnis bei der Masseneinwanderungs-Initiative.
 
Guarino löst Dominique Rinderknecht (25) ab, die wohl vor allem als "die Kurzhaarige" in Erinnerung bleiben wird. Die Wahl vom Samstag war für Jury und Fernsehpublikum eine Herausforderung, denn die 12 Kandidatinnen glichen sich buchstäblich aufs Haar: Alle hatten lange, dunkle Haare, was das Unterscheiden schwierig machte.
 
Die erste Miss mit Lohndeckel
Sie ist die erste Miss Schweiz, deren Einkommen im Missen-Jahr von einem Lohndeckel begrenzt ist: Sie wird nicht wie ihre Vorgängerinnen je nach Popularität bis zu einer halben Million verdienen, sondern von der Miss Schweiz Organisation einen Fixlohn von "nur" 120'000 Franken, also 10'000 pro Monat, erhalten.
 
Alles, was sie mit Auftritten darüber hinaus erwirtschaftet, fliesst in die "Stiftung für das Kinderherz" des Herzchirurgen Thierry Carrel. Diese Wohltätigkeit gehört zum neuen Konzept der Miss Schweiz. Die schönste Frau des Landes soll nicht mehr nur sich selber vermarkten, sondern den Fokus auf karitative Organisationen lenken. Dazu passt denn auch, dass die Organisatoren sie nicht an die Miss Universe Wahl schicken.
 
Blaublüter statt Cervelat-Promis
Verantwortlich für das neue Konzept ist der Unternehmer Guido Fluri, der die Marke Miss Schweiz kaufte und damit vor dem sicheren Ruin rettete.
 
Zur neuen Ausrichtung, die er dem Schönheitswettbewerb unter dem Motto "Princess of Switzerland" verordnete, gehörte neben karitativem Engagement auch eine Wahl-Show auf dem Berner Bundesplatz. Sie fand in einem grossen Kuppel-Zelt mit dem Namen "Swiss Dome" statt, das viele Berner als etwas gar gross kritisierten. Abgeholt wurde die Siegerin von einer Kutsche.
 
Alles sollte in diesem Jahr etwas Glamouröser sein als bisher, echter Glamour statt Cervelat-Prominenz. In der Jury sass denn auch ein echter Prinz, Emanuele Filiberto von Savoyen, und auf der Gästeliste standen weitere Blaublüter wie etwa König Fouad II von Ägypten, Scheich Mohammed El-Khereiji aus Saudi Arabien und Prinz Georgi von Russland.
 
In der Jury sassen unter anderem Jade Jagger, die Tochter von Rolling Stone Mick Jagger, und Discoqueen Amanda Lear.

Festnahmen nach Störaktionen
Am Rande der Miss-Schweiz-Wahl kam es in der Stadt Bern nach Angaben der Kantonspolizei zu mehreren Störaktionen. Dabei nahmen Polizisten in Bern 20 Personen fest, darunter sieben Jugendliche. 18 der 20 Personen wurden in der selben Nacht wieder auf freien Fuss gesetzt.
 
Die beiden restlichen Festgenommenen verbrachten die Nacht in Polizeigewahrsam. Insgesamt 16 Personen, die an den Störaktionen beteiligt waren, müssen mit einer Anzeige rechnen, wie die Polizei am Sonntag mitteilte.
 
Die Störaktionen gingen demnach vor allem von zwei Gruppen aus, die mit Transparenten, Trillerpfeifen und Signalhörnern ausgerüstet auf den Bundesplatz wollten. Laut Angaben der Jungsozialistinnen der Stadt Bern habe es sich dabei um einen Protest gegen den "Sexismus und die Zurschaustellung von Frauen" gehandelt.
 
Am frühen Morgen kam es zu einem weiteren Scharmützel zwischen Vermummten und der Polizei. Rund ein Dutzend Personen warfen Flaschen gegen das Polizeigebäude, angrenzende Liegenschaften und abgestellte Fahrzeuge. (sda)

Bild: Keystone, Peter Klaunzer



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