30.04.2017

#WeAreHere

«Frauenfragen werden von allen instrumentalisiert»

Wie weit ist die Schweiz punkto Gleichstellung? Im dritten Teil unserer Serie äussern sich Regula Stämpfli und Esther Girsberger.
#WeAreHere: «Frauenfragen werden von allen instrumentalisiert»
Regula Stämpfli (Bild: aktuelles Selfie) und Esther Girsberger (Bild: zVg.)
von Edith Hollenstein

Was denken einflussreiche, erfolgreiche Frauen in unserer Branche über Gleichstellung in der Schweiz? Anlässlich der von Güzin Kar initierten Aktion #WeAreHere haben wir einige Interviewpartnerinnen aus unserer 2012 lancierten Serie «Erfolgreiche Frauen» um eine Einschätzung gebeten. Hier Teil 3 der eingegangenen Statements:



Regula Stämpfli, Expertin für den digitalen Wandel

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«2017? Unbedingt für Freiheit, Gleichheit und Partizipation der Menschen statt der Systeme. Sogenannte Frauenfragen werden heutzutage von allen instrumentalisiert: So gibt es den Silicon-Valley-Feminismus, der Frauen als willfährige Vollstreckerinnen des mathematischen Uber-Willens einerseits als Eier-Lieferantin, andererseits als fleissige Programmierbienchen definiert. Dann gibt es den Burka-Feminismus, der auf dem Selbstbestimmungsrecht der Frauen auf Unterdrückung beharrt, es gibt den Bürokratie-Feminismus, der kinderlose Frauen oder sehr angepasste Frauen ohne Charisma protegiert. Dann hätten wir noch den #Feminismus (zu dem ich teilweise auch gehöre), der alle kritisiert, wenig Gestaltungsmöglichkeiten hat, aber die richtigen Themen diskutiert. Haach: Da fragen Sie, wofür Menschen mit Menstruationshintergrund 2017 kämpfen sollen? Ganz einfach. Fürs Leben der Lebewesen heute und morgen. Denn ganz ehrlich? Es passiert momentan überall (Ungarn, Türkei, USA, Russland, China) das Gegenteil. Interessant dabei ist, dass bei allen Unterschieden, die Frauen – egal welche Spielart des Feminismus - überall verlieren. Während die Männer – egal ob links oder rechts, Hauptsache weiss und älter – nach wie vor die Posten und Pöstchen unter sich absprechen – besonders in der Schweiz. Deshalb wird mein nächstes Buch auch unter männlichen Pseudonym erscheinen.»

 

 

Esther Girsberger, Unternehmerin und Publizistin

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«Gerade die aktuelle Diskussion um das Frauenrentenalter zeigt, dass die Gleichberechtigung heutzutage auf einem anderen Level diskutiert wird: Weil gesetzlich viel erreicht worden ist, fordert man von den Frauen nun den gesellschaftlichen Tribut ein. Dagegen ist nichts einzuwenden, wenn man die gesellschaftliche Auseinandersetzung auch dort führt, wo in erster Linie die Männer gefordert sind: Zum Beispiel bei der häuslichen Gewalt oder bei der Geringschätzung der Frauen, wie sie Donald Trump in übelster Art vorführt.»


Lesen Sie auch die Einschätzungen von Sibylle Berg, Andrea Hemmi, Clarissa Haller und Regula Bührer Fecker hier oder Petra Dreyfus, Nina Merli, Claudine Esseiva und Kathrin Amacker hier.



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