19.11.2006

"Wenn Bond ruft, dann kommen die Promis"

Soviel Glamour an einer Filmpremiere war hierzulande noch nie: Die Erstaufführung des neuen James Bond-Films "Casino Royale" brachte mit Hauptdarsteller Daniel Craig und Regisseur Martin Campell mehr als ein Hauch von Hollywood nach Zürich. Wie gelang dem Verleiher dieser Coup? "Entscheidend war, dass die Schweiz weltweit das beste Bond-Land ist", sagt Roger Crotti, Managing Director von Buena Vista International Schweiz, im Interview mit "persoenlich.com".
"Wenn Bond ruft, dann kommen die Promis"

Herr Crotti, wie haben Sie sich selbst an der Filmpremiere auf dem roten Teppich gefühlt?

In Zürich hat man wohl noch nie einen solchen roten Teppich gesehen. Allein schon die Länge und natürlich vor allem die Leute, die darüber defiliert sind. Das war wirklich ein riesiger Event.

Haben sich die Promis darum gerissen, an der Premiere dabei zu sein?

Es ist ja nicht so, dass wir die Bond-Premiere kommunizierten und sich die Promis dann für eine Einladung bewerben konnten. Bei Premieren sind wir es, die im Vorfeld entscheiden, wen eingeladen wird. Der Unterschied ist aber: Wenn Bond ruft, dann kommen die Promis auch.

Filmpremieren dieses Kalibers sind in der Schweiz selten. Kam Craig nach Zürich, weil die Figur James Bond gemäss Biographie eine Schweizer Mutter hat?

Das sind schöne Geschichten. Aber ein Daniel Craig oder Martin Campell bestimmen ja nicht, wo sie an einer Premiere auftreten. Das wird alles auf der Management-Ebene entschieden. Dabei geht es vor allem um die Zahlen am Ende des Tages.

Wie haben Sie es denn geschafft, einen solchen Event in die Schweiz nach Zürich zu holen?

Entscheidend war, dass die Schweiz das beste Bond-Land ist. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl haben die Bond-Filme bei uns weltweit das grösste Kinopublikum -- ein grösseres als im Mutterland des Superagenten. Aber auch in absoluten Zahlen wird in der Schweiz mit James Bond ein sehr guter Umsatz generiert. So zum Beispiel ein grösserer als in Italien, das deutlich mehr Einwohner hat. Mit dieser Argumentation hatten wir bei den Entscheidungsträgern in Los Angeles gute Karten. Trotzdem war es eine grosse Herausforderung, die Hauptdarsteller und den Regisseur an die Limmat zu bekommen.

James Bond-Filme haben traditionell viele Sponsoren. Wirft der Film schon Gewinn ab, bevor er ins Kino kommt?

Die Produktionskosten eines solchen Filmes sind enorm. Die weltweiten Marketingkosten verschlingen ungefähr gerade nochmals denselben Betrag. Mit Sponsorenbeiträgen sind die Kosten des Films noch lange nicht gedeckt.

Wie gross ist das Interesse der Schweizer Unternehmen an Werbung in Schweizer Filmen?

Man kann sicher von einem wachsenden Interesse sprechen. Aber es kann nicht darum gehen, einfach möglichst viele Sponsoren in einem Film unterzubringen. Wenn ein Sponsoring Sinn macht, kann man die Firmen von einem Engagement überzeugen. Für aufgesetzte Sachen einen Sponsoringpartner zur Investition fast zu nötigen, lehne ich ab.

Mit was verdient man heute im Filmgeschäft am meisten Geld?

Das hängt vom Film ab. Die einen reüssieren bereits im Kino, was alles danach zur Zugabe macht. Andere Filme laufen im Kino schlecht, kommen aber durch die Zweitauswertung auf DVD oder im TV, in die Gewinnzone. Kino ist nicht zwingend ein sicheres Geschäft, man muss die ganze Auswertungskette ins Auge fassen.

Kann man mit grossem Marketingaufwand den Filmerfolg kaufen?

Leider geht diese Formel nicht auf. Schön ist, dass es auch den Fall gibt, dass wenig oder keine Werbung betrieben wird, der Film aber trotzdem zum Erfolg wird.

Ist Buena Vista Schweiz bei der Filmvermarktung nur reine Ausführungs-Unit oder gestalten Sie auch die Verkaufsstrategie für den Schweizer Markt?

Wir geniessen sehr viele Freiheiten, solange wir gut arbeiten. Was Kampagnen und Promotionen angeht, entsteht das Meiste lokal. Wir können in der Regel auch selber entscheiden, welche Filme wir in der Schweiz ins Kino bringen wollen und welche nicht.

Wie wichtig ist der Schweizer Markt für Buena Vista?

Die Schweiz ist ein kleiner aber sehr gesunder Kinomarkt. Bei speziellen Filmen, nicht nur bei Bond, ist die Schweiz gar ein ausserordentlich gutes Pflaster.

Darf man in Zukunft vermehrt mit internationalen Premieren in der Schweiz rechnen?

Es wird wohl eher eine Ausnahme bleiben. Denn wie gesagt, entscheidend sind die Zahlen. Ein solcher Anlass animiert aber uns und sicher auch andere, weiterhin Premierenfeiern zu veranstalten. Auch "klein aber fein" ist attraktiv.

(Interview: Stefan Wyss)



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