24.06.2018

Fussball-WM

Zeitungen begeistert von der Siegermentalität

Der Jubel über das 2:1 der Schweizer Nati gegen Serbien ist gross. Doch auch die Adler-Geste von Xhaka und Shaqiri schlägt in der Berichterstattung hohe Wellen. Die serbische Presse wettert über den «deutschen Helfer mit der Pfeife».
Fussball-WM: Zeitungen begeistert von der Siegermentalität
Diese Gesten von Granit Xhaka (links) und Xherdan Shaqiri sorgte für Diskussionen. (Bilder: Keystone)

Die Schweizer Zeitungen stellen nach dem 2:1-Sieg gegen Serbien in ihren Ausgaben vom Samstag die Siegermentalität des Teams in den Fokus. Am Thema Torjubel kommen sie nicht vorbei. Serbische Zeitungen kritisieren derweil vor allem den Schiedsrichter. Die Sonntagsblätter fokussieren dann stärker auf die Adler-Geste.

Zeitungen in der Schweiz

«Tages-Anzeiger»: «Den Mentalitätstest bestanden – Die Schweizer zeigen eine grossartige Moral gegen Serbien und sind nach dem 2:1 nur noch einen kleinen Schritt vom Achtelfinal entfernt. Die Torschützen Xhaka und Shaqiri lassen sich aber zu überflüssigen Jubelgesten hinreissen. (...) Die Adler-Geste heizt nur wieder Diskussionen an, die schon einmal geführt wurden, die nicht nötig sind und die diese Mannschaft nicht gebrauchen kann, gerade jetzt nicht. Nur machen sie auch deutlich, wie emotional dieser Match doch gewesen ist für die Fraktion der albanisch-stämmigen Schweizer aus Kosovo.»

«Neue Zürcher Zeitung»: «Ein Spiel fürs Vertrauen – Die Schweizer kämpfen sich auch im zweiten Match zurück – 2:1 gegen Serbien, Achtelfinal in Reichweite. (...) Die Schweizer schafften eine Rückkehr, die ihnen nicht unbedingt zugetraut worden war. Sie liessen sich nicht gehen wie im Oktober in Portugal, sie kämpften sich in ein Spiel zurück, das ihnen schon entglitten war. Und die Wende brachten just die zwei grossen Talente mit kosovarischem Hintergrund, Xhaka und Xherdan Shaqiri, für die dieses Spiel so viel Brisanz barg. Shaqiri jubelte ebenso diskutabel wie Xhaka. Aber in sportlicher Hinsicht war dieses zweite WM-Spiel genau das Spiel, das diese Auswahl brauchte – ein Spiel für das Vertrauen, nicht für das eigene Vertrauen, denn das Selbstbewusstsein dieses Teams ist ausreichend gross. Vielmehr dient die Partie dazu, dass auch Aussenstehende mehr Vertrauen haben in die Qualität dieser Mannschaft, aus deren Kreis so oft dringt, wie sehr sie an sich selber und an ihren Teamgeist glaubt.»

«20 Minuten» (online): «Sie können den ganz grossen Coup landen – Vor einem Spiel läuft in der Schweizer Garderobe jeweils ‹Bella Ciao›, ein Partisanenlied aus dem Zweiten Weltkrieg. Es handelt von einem, der trotz der drohenden Gefahren hinauszieht in die Berge. Weil er einfach nicht anders kann. Und genauso sieht sich ja diese Nati: Als eine Gemeinschaft, die nicht deswegen öffentlich zu ihren grossen Zielen steht, weil das gut klingt. Sondern, weil sie wirklich daran glaubt, dass sie zu etwas Grossem fähig ist. (...) Diese WM dürfte die Chance sein, in dieser Zusammensetzung den ganz grossen Coup zu landen. Es scheint, als sei die Schweizer Nati bereit dazu. Nur darf sie sich nicht zu sehr von den Diskussionen rund um den Adler-Jubel von Xhaka und Shaqiri von ihrem eigentlichen Ziel ablenken lassen.»

«Watson»: «Aufwühlender WM-Abend: Grosser Sieg, doch alle reden über den Doppeladler.»

Aargauer Zeitung: «Momente des Schreckens – Die Schweiz bezwingt Serbien 2:1, ist auf gutem Weg in den Achtelfinal – aber der Doppeladler gibt zu reden. (...) Wie die Schweiz auf den Rückstand gegen Serbien reagiert, verdient grossen Respekt. Wie sie bis zum Ende aus dem 0:1 ein 2:1 macht, steht für einen grossen Sieg. Und es ist zu hoffen, dass die tolle Leistung nicht im Schatten der Adler-Diskussionen verschwindet.»

«Luzerner Zeitung»: «Die Schweiz schlägt zurück – Ausgerechnet Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri sichern den Schweizern gegen die Serben nach einem frühen Rückstand einen 2:1-Sieg. Damit reicht ein Punkt gegen Costa Rica fürs Weiterkommen.»

«St. Galler Tagblatt»: «Noch ist nichts gewonnen. Und dennoch hat die Schweizer Nationalmannschaft gestern Grosses erreicht. (…) Wir wissen nicht, welche Provokationen die beiden an diesem Abend über sich ergehen lassen mussten. Wie auch immer: Als Spitzensportler sind sie in der Pflicht, sich im Griff zu haben. Sie haben einen schönen Fussballabend und die Fussball-Weltbühne missbraucht. Die Schweizer müssen hoffen, von der Fifa nicht sanktioniert zu werden. Man dürfte ihr nicht böse sein.»

«Basler Zeitung»: «Sport und Politik – Die Schweiz macht gegen Serbien aus einem 0:1 ein 2:1 – Gesprächsstoff liefern die Tore nicht nur aus sportlicher Sicht.»

 

«NZZ am Sonntag»: «Dass sich Xhaka und Shaqiri das Recht auf diesen Hinweis im für sie bis heute wichtigsten WM-Spiel herausgenommen haben, kann man eitel finden oder exzentrisch. Doch es zeugt auch von enormem Selbstbewusstsein und Risikofreude. Eigenschaften, die sie auch als Fussballer auf dem Platz auszeichnen.»

«SonntagsBlick»: «Sie sind die WM-Helden und Buhmänner zugleich: Granit Xhaka (25) und Xherdan Shaqiri (26). Mit ihren Toren schossen die sie die Nati zum Sieg – mit ihrem Doppeladler-Jubel entfachten sie eine gehässige Debatte um Schweizer Werte.»


«SonntagsZeitung»: «Auf Instagram schreibt Xhaka auch: ‹Xhakaboom is back at last too›, der Xhaka, der trifft, ist zurück. Vielleicht begnügt er sich künftig mit solchen Kommentaren.»

Zeitungen in Serbien

«Sportski zurnal»: «Der brutale Diebstahl von Brych – Sie wurden besiegt von einer Elf, die von allem, nur nicht von geborenen Schweizern gebildet wird und die seit gestern Abend einen frenetischen deutschen Helfer mit der Pfeife hat. (...) Der Deutsche Felix Brych, eine Schande für die Schiedsrichterorganisation der Fifa, hat Serbien auf dem Weg ins Achtelfinale gestoppt. (...) Das ist einer der der schlimmsten Diebstähle bei den letzten Weltmeisterschaften. Eine Schande wie sie schändlicher nicht sein kann.»

«Alo»: «Der Deutsche hat uns bestohlen – Der Unparteiische massakrierte unsere Mannschaft und ermöglichte unserem Gegner, eine Niederlage in einen Sieg umzuwandeln.»

«Blic»: «Eine dumme und billige Niederlage»

«Kurir»: «Eine Schande für die Fifa. Der deutsche Schiedsrichter trieb die Schweizer zum Sieg. (...) Die Adler sind auf dem Boden. Felix Brych war ein zu starker Rivale.»

«Srpski telegraf»: «Der deutsche Dieb hat uns heimtückisch bestohlen»

«Sport24»: «Schlechter gehts nicht! Der serbische Trainer konnte den Einbruch der Adler in der zweiten Hälfte nicht erklären.» (sda/cbe)



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