17.02.2003

BOSSET JEAN-BERNARD, Direktor Promarca/Februar 2003

Im Detailhandel beherrschen zwei Unternehmen den Markt: Migros und Coop. Zum Leidwesen der Nahrungsmittelhersteller. Denn denen gehen die Alternativen im Vertrieb aus. Ob sich hinter den beiden Giganten eine lebensfähige dritte Kraft formiert, ob dabei ausländische Invasoren Anschubhilfe leisten und wer das könnte, darüber gibt Jean-Bernard Bosset, Direktor der Promarca, Auskunft. Interview: Oliver Prange, Fotos: Marc Wetli

Der Handel ist in der Schweiz derzeit in grosser Bewegung. Welches sind für Sie die Haupttendenzen?

“Einerseits gibt es die Polarisierung zwischen Coop und Migros. Und bei den anderen findet ein Konzentrationsprozess statt. Das zeigen die beiden Übernahmen durch Coop im letzten Jahr: EPA und Waro, die noch in der Pipeline ist. Aus der Optik der Markenartikelindustrie ergibt sich daraus eine beängstigende Situation. Denn es gibt für die herstellende Industrie immer weniger Alternativen, um ihre Produkte zu verteilen. Es gibt zwar genügend Verkaufspunkte, aber immer weniger Entscheidungspunkte, mit den Zentren Coop in Basel und Migros in Zürich.”

Und wie wirkt sich das auf die Produzenten aus?

“Etablierte Marken, die für mich jeweils die Nummer eins und zwei sind, können sich gut behaupten. Marken, die nur regionale oder nationale Bedeutung haben, werden immer mehr Mühe haben, in die Sortimente aufgenommen zu werden, oder im Wettbewerb zu den Handelsmarken im Sortiment zu bleiben. Was passiert zum Beispiel mit den Marken, die heute noch bei Waro gelistet sind, aber nicht bei Coop? Wenn das Waro-Sortiment auf Coop-Standard getrimmt wird, werden viele kleinere Marken einfach verschwinden. Und das wirkt sich natürlich direkt auf die Hersteller aus. Aber es wirkt auch bei den Konsumenten nach, denn die haben dann weniger Wahlmöglichkeiten. Und das ist bedauerlich.”

Gibt es nicht auch eine Gegenbewegung, indem zum Beispiel vom Ausland her neue Anbieter in die Schweiz drängen, wie Media-Markt oder Carrefour?

“Die Konzentration findet im Lebensmittelbereich statt, und da sind ausländische Handelsunternehmen kaum präsent. Die Ausnahme ist Carrefour. Die haben aber wahrscheinlich eine gute Chance verpasst, indem sie dem Verkauf von Waro an Coop zugeschaut haben. Die kennen den Markt aus der Zusammenarbeit mit Manor, die ihnen den Zugang zu Jumbo erlaubte. Die wussten, dass Waro zum Verkauf stand, und ich verstehe nicht ganz, warum sie sich nicht gerührt haben. Jetzt hätte Carrefour 25 Verkaufspunkte in der Schweiz, und nicht nur die elf von Jumbo.”



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