29.09.2004

DUDENHÖFFER FERDINAND, Center Automotive/September 2004

Die Welt des Autos: Die Automobilhersteller haben ihr Angebot in den letzten Jahren immer stärker differenziert mit Coupés, Cabrios, Kombis, Roadstern, die alle auf dem Basisfahrzeug aufgebaut sind. Einige haben ihre Marke dadurch stärken können, andere sind in Schieflage geraten. Die Retro-Welle ist eigentlich gescheitert. Ferdinand Dudenhöffer, Professor am Center Automotive Research an der Fachhochschule Gelsenkirchen, analysiert für “persönlich” die Erfolge und verpassten Chancen der bekannten Automarken und sagt, warum es in Europa zum Händlersterben kommen wird.

Der Autoabsatz entwickelt sich seit mehreren Jahren eher bescheiden. Ist der Markt nicht einfach gesättigt?

“Ja und nein. Aus einigen Zahlen könnte man das schliessen, aus anderen nicht. Die Fahrzeugdichte zum Beispiel liegt in Amerika bei 800 pro 1000 Einwohnern, in Deutschland bei 550, in der Schweiz dazwischen. In Europa gibt es also noch Spielraum. Das ist aber eine theoretische Grösse. Man könnte sich ja auch vorstellen, dass jemand zwei Autos hat. Für mich ist ein Markt dann gesättigt, wenn die Produkte langweilig werden. Das hat man in Amerika gesehen. Die hatten mit 13 bis 14 Millionen Fahrzeugen pro Jahr scheinbar die Sättigung erreicht. Und dann hat man die sportlichen und luxuriösen Off-Roader erfunden, den komfortablen Landrover oder den BMW X 5. Die brauchen zwar viel Benzin und sind viel zu gross für die Stadt. Aber die Amerikaner sind verrückt nach diesen Autos. Heute verkauft man in Amerika rund 17 Millionen Autos, davon zwei Millionen Off-Roader.”

Funktioniert das auch in Europa? Hier haben wir doch ganz andere Strassenverhältnisse.

“In Europa fängt das erst an. In Amerika hat das wie beim Marlboro-Cowboy funktioniert. Off-Roader bieten Abenteuer, ohne dass man sich die Finger schmutzig macht. Die Dinger sind grösser und bulliger; wenn eine Frau drinsitzt, hat sie einen besseren Überblick über die Strasse und fühlt sich ein bisschen robuster. Und der Mann hat dieses kleine Marlboro-Erlebnis, er fühlt sich ursprünglicher, aber mit allem Luxus.”

Gibt es in der Automobilbranche überhaupt so etwas wie Grundtrends?

“Ein Grundtrend ist, dass sich das Angebot immer stärker differenziert. Das hat man schon vor 15 Jahren kommen sehen. Wer diesen Trend nicht mitmacht, verliert Marktanteile. BMW hat den Trend stark mitgeprägt, mit Coupés, Cabrios, Kombis, Roadstern, die alle auf dem Basisfahrzeug aufgebaut waren. Mercedes ist ebenfalls stark in die Vielfalt eingestiegen, VW macht es jetzt, auch Peugeot hat viel damit gewonnen. Der Trend ist kräftig; er läuft schon seit Jahren, und er wird die nächsten 20 Jahre weiterlaufen.”



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