28.09.2000

MEYER FRANK A., Ringier/Oktober 2000

Seit 15 Jahren ist Frank A. Meyer in der Ringier-Führungsetage; heute ist er publizistischer Berater von Verleger Michael Ringier. Mit ihm spricht er über Journalismus, Politik, Philosophie und über Gott und die Welt. Das Operative ist sein Ding nicht, aber die intellektuelle Auseinandersetzung. Meyer, der seit über fünf Jahren kein Interview mehr gegeben hat, sagt im exklusiven “persönlich”-Gespräch, welches seine Rolle ist bei Ringier, in der Politik, in der Gesellschaft und im Leben. Interview: Oliver Prange

Es heisst, Sie lesen jeden Tag ein Buch. Stimmt das?

“Nein, das wäre ja nicht möglich. Doch lese ich in Büchern am Morgen, Mittag und Abend. Bücher sind meine intellektuelle Lust. In letzter Zeit lese ich aber auch intensiv Feuilletons deutscher Zeitungen, zum Beispiel der Frankfurter Allgemeinen oder der Süddeutschen Zeitung.”

Welche Bücher interessieren Sie derzeit?

“Ich lese momentan Bücher, die sich mit der jüngsten Geschichte oder mit der wirtschaftlichen Entwicklung, insbesondere mit dem Neoliberalismus auseinander setzen. Auch der Faschismus interessiert mich sehr, es ist eine neue Hitler-Biografie erschienen. Das ist leider wieder ein aktuelles Thema. Dann lese ich Sebastian Haffners frühestes Buch, das erst jetzt, nach seinem Tod, publiziert wurde. Darin wird aufgezeigt, wie sich ein autoritäres System entwickeln und etablieren kann.”

Kann man so viele Bücher überhaupt aufnehmen, oder ist das nicht vielmehr eine Art des Konsums?

“Ich kann einfach nicht an einem Buch vorbeigehen, das mich interessiert. Es ist natürlich nicht möglich, all die Bücher ganz zu lesen. Ich rieche sogar gerne an Büchern. Sie sind für mich sinnliche Erlebnisse. Auf Reisen sind das Schwerste im Gepäck immer Bücher, weil ich mich nicht entscheiden kann, in welchem ich gerade lesen möchte. So lese ich in verschiedenen Büchern parallel, zum Beispiel gerade in einer Biografie über Thomas Mann oder in der Neuübersetzung des Manzoni-Romans Die Verlobten.”



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