05.06.2013

Minder Thomas/April 2013

Von der Bevölkerung wird Thomas Minder seit seinem historischen Sieg über die «Abzocker» als «neuer Wilhelm Tell» gefeiert, von den Medien und Politikern hingegen argwöhnisch beobachtet. Die bange Frage lautet dabei: Was will der Schaffhauser Ständerat und Unternehmer wirklich? Und wer ist sein nächstes Opfer?
Herr Minder, seit der Abzockerabstimmung hat sich Ihr Leben total verändert. Was hat Sie dabei am meisten überrascht?
Sicherlich die deutliche Zustimmung von 68 Prozent. Dass das Ausland auf das Thema aufspringen wird, war mir eigentlich immer klar.
 
Warum?
Alle Länder der westlichen Hemisphäre kämpfen mit dem gleichen Problem. Nur ist die Schmerzgrenze bei den Abzockergehältern jeweils eine andere. In Norwegen oder Russland ereifert man sich bereits über eine Lohnsumme von einer Million Franken. Dies haben mir die Journalisten des russischen Fernsehens erzählt, als sich mich interviewt haben. Unsere Spitzengehälter bewegen sich doch auf einem ganz andern Lohnniveau. Wegen Gehältern von einer bis zwei Millionen Franken hätte ich nie eine Volksinitiative eingereicht.
 
Warum hat die Schweiz solche Spitzengehälter?
Die Gier kennt keine Grenzen. Auch Daniel Vasella hat mit einer Million Franken Lohn begonnen, später liess er sich 44 Millionen Franken ausbezahlen, und am Ende hätte er beinahe eine Abgangsentschädigung von 72 Millionen Franken erhalten. Den Rest der Geschichte kennen wir ja. Eigentlich hätte sich unser Parlament schon lange mit diesem Thema beschäftigen müssen. Doch einer der Gründe, warum dies nicht der Fall war, ist der Lobbyismus, welcher in den vergangenen Jahren eine Auseinandersetzung mit den Spitzengehältern verhindert hat. Bundesbern ist zu weit weg von den wirklichen ­Themen, die die Bürger beschäftigen.
 
Beispielsweise?
Beispielsweise das Bankkundengeheimnis. Jedermann wusste doch, dass die Schweizer Banken unversteuertes Geld entgegennehmen. Trotzdem war man hier in Bern erstaunt, als man plötzlich von solchen Beispielen hörte. Die Bankierveinigung und andere Interessengruppen haben jahrelang verhindert, dass man sich im Parlament mit diesem Thema auseinandersetzt. Jetzt, wo der Himmel brennt, wollen sich alle profilieren.
 


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