19.12.2005

REIF MARCEL, Sportreporter / Dezember 2005

Fussball-Business: Bei jeder Fussballweltmeisterschaft drehen sich noch mehr Dollars und Euros. Das Geld kommt heute nicht mehr aus den Ticketeinnahmen, sondern aus den Fernsehrechten und von den Sponsoren. Marketing-Profis drehen heute die Kugel. Trotzdem bleibt der Erfolg unberechenbar. Marcel Reif, renommierter Sportreporter von Premiere, sagt “persönlich”, wie das Geschäft um den runden Ball funktioniert und warum die Star-Riege von Real Madrid im Erfolgsfussball keine Chance hat.

Was wird bei der WM 2006 anders sein als bei früheren Weltmeisterschaften?

“Jede Weltmeisterschaft wird kommerzieller. Man mag dies beklagen, doch es ist die Realität. Von WM zu WM werden exponentiell höhere Summen erzielt und auch umgesetzt. Dies zeigt sich nur an den Beiträgen, die die Sponsoren zahlen, um dabei zu sein.”

Ist diese Entwicklung grenzenlos?

“Solange Geld rumliegt, wird es immer Menschen geben, die sich bücken, um es aufzuheben. Beim Fussball ist das Wachstum die einzige Konstante. Ständig generiert der Markt neue Einnahmequellen, denken wir nur an den Rechteverkauf. Natürlich gibt es bei jedem Business einen Punkt, bei dem alles umkippt. Doch bei der Fussballweltmeisterschaft sehe ich diese Gefahr nicht. Solange Firmen der Meinung sind, dass man mit Fussball die beste Werbung machen kann, funktioniert das Geschäft weiter. Fussball ist eine beispiellose Erfolgsstory. Ich kenne keine andere Sportart, die in den vergangenen fünfzig Jahren, also seit der WM 1954, so explodiert ist wie Fussball. Sobald Milliardensummen im Spiel sind, benötigt man auch Profis. Früher konnte man ein Geschäft noch mit einem Handschlag tätigen, heute ist eine ganze Industrie daraus geworden.”

An deren Spitze die Fifa steht ...

“Ja, die Fifa hat erkannt, welche kommerziellen Möglichkeiten sich aus dem ganzen Business ergeben und vermarktet die Rechte mittlerweile selber. Dadurch ist sie der grösste Player im Sportbusiness geworden. Sepp Blatter macht es sicher geschickt, hat aber auch die richtigen Leute um sich herum. Die Diskrepanz zwischen professionellem und weniger professionellem Auftreten sieht man aber bei den Vereinen, wo es gute und schlechtere Manager gibt. Die Erfolgsgeschichte des FC Bayern München ist sicher nicht gottgegeben, sondern das Resultat harter Arbeit von Profis, die dies seit 30 Jahren machen und die auch mit Erfolg umgehen können. Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Es ist weitaus leichter, einen Fehler zu orten und zu korrigieren, als sich ständig zu motivieren und den Erfolg als dauerhaften Faktor zu etablieren.”



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