05.06.2013

Rötheli Jürg, CEO von Clear Channel Schweiz/Mai 2013

In New York, London und Tokio prägen digitale Werbeflächen als Wahrzeichen die Stadtbilder. Zu einem moderneren Erscheinungsbild könnten diese auch in Schweizer Städten beitragen, ist Jürg Rötheli, CEO von Clear Channel, überzeugt. «persönlich» sprach mit dem Solothurner über seine Visionen in der Out-of-Home-Werbung, über Werbeverbote und seine grössten Kontrahenten.
Auch den Schweizer Städten könnte digitale Aussenwerbung ein moderneres Aussehen verleihen, Herr Rötheli, welches Plakat hat es geschafft, sich tief bei Ihnen zu verankern? 
Eines aus der jüngsten Vergangenheit: das Plakat für Swiss Life mit den Wendesätzen, das dafür mehrfach ausgezeichnet wurde. Mit dieser genialen Out-of-Home-Kampagne wird das Vorurteil, dass komplexere Nachrichten auf Plakaten nichts verloren haben, widerlegt. Es gibt leider zu viele Kampagnen, die langweilig und altbacken daherkommen. Generell würde ein bisschen mehr Mut, Originalität und weniger Einheitsbrei nicht schaden. 
 
Wo liegt das Problem der langweiligen Werbung? 
Die Kreativszene ist nicht zu wenig kreativ, doch Wirtschaft und Gesellschaft befinden sich in einer Stimmung von Mutlosigkeit und übertriebener Tugendhaftigkeit. Bei den Auftraggebern ist nicht Kreativität das grosse Thema, sondern Kosten sparen und Regelkonformität. Und die Agentur kann es sich nicht leisten, den Kunden mit zu viel Kreativität zu überfordern und den Auftrag zu verlieren. 
 
Apropos Tugendhaftigkeit: Sowohl im In- als auch im Ausland laufen heisse Diskussionen rund um Werbeverbote. Hierzulande fordert die IG Plakat ja sogar einen werbefreien Raum. 
Werbeverbote sind fatal. Ich sehe nicht ein, dass Produkte, die auf dem freien Markt erhältlich sind und die jeder im Internet, im TV und in Zeitschriften sieht, nicht öffentlich beworben werden dürfen. Das ist Heuchelei und ein Verneinen der Realität. Und dem Bürger wird seine Mündigkeit genommen. Ich möchte in einem Staat mit aufgeklärten, mündigen Bürgern leben und nicht in einer Gesellschaft, die man vor allem schützen will. 


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