24.10.2003

RUF MARKUS, Inhaber der Werbeagentur Ruf Lanz/November 2003

Markus Ruf (40) ist ehemaliger Schriftsetzer. Bevor er sich als freier Creative Director selbstständig machte, arbeitete er als Texter bei Advico, Publicis und GGK. Vor zwei Jahren gründete er mit der Artdirectorin Danielle Lanz die Werbeagentur Ruf Lanz, die innert Kürze zu einer der kreativsten Adressen der Schweizer Werbeszene wurde. Gegenüber "persönlich” spricht er über Erfolg, Neid und die Angst vor der kreativen Leere. Interview: Matthias Ackeret, Oliver Prange, Fotos: Marc Wetli

Herr Ruf, wie betrachten Sie Werbung?

"Ich glaube nicht, dass ich Werbung anders betrachte als ein Normalverbraucher. Ich gehe zum Beispiel oft ins Kino. Das ist ja der einzige Ort, an dem man Werbung gemeinsam mit 300 anderen in einem Raum konsumiert und die Reaktionen unmittelbar mitbekommt. Die Zuschauer amüsieren sich meistens an den gleichen Stellen wie ich. Und sie haben ziemlich bissige Kommentare auf Lager, wenn sie ein Spot langweilt.”

Oft erzielen die kleinsten Ideen die grösste Wirkung. In der Schweiz ist dies aber selten.

"Solche Ideen basieren oft auf erfrischend frechem Humor. Und sie sind in der Schweiz in der aktuellen Wirtschaftslage noch schwieriger zu verkaufen als sonst. Viele Auftraggeber wollen derzeit lieber eine vermeintliche Sicherheitslösung. Man kann das mit einem Auftritt in der Manege vergleichen: Die Zuschauer bevorzugen spektakuläre Kunststücke, die 20 Meter über dem Boden – ohne Netz – vorgeführt werden. Viele Auftraggeber hingegen möchten die Kunststücke lieber 10 Zentimeter über dem Boden, mit täglichem Test, ob das Seil auch hält. Klar, dass dabei viel weniger Leute hingucken.”

Liegt es am Publikum, den Werbern oder den Auftraggebern, dass es nicht mehr gute Werbung gibt in der Schweiz?

"Am Publikum liegt es bestimmt nicht, denn das ist durchaus offen für gute Werbung. Sonst müssten erfolgreiche Sendungen wie ‘Die witzigsten Werbespots der Welt’ ja durch ‘Die langweiligsten Werbespots der Welt’ ersetzt werden. Und statt der Cannes-Rolle müsste die Kann-es-nicht-Rolle in die Kinos kommen.”



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