07.03.2002

RUMMENIGGE KARL-HEINZ, Chef des FC Bayern München/März 2002

Der FC Bayern München ist nicht nur sportlich einer der weltbesten Vereine. Er spielt auch finanziell in der Champions League. Er setzte schon früh auf ein professionelles Marketing: durch TV-Rechtehandel, Sponsoring, Merchandising und Licensing. Das neue Stadion, die Allianz Arena, soll zum Entertainment-Tempel werden. Im Februar erst wurde die Umwandlung des Clubs in eine Aktiengesellschaft beschlossen. Karl-Heinz Rummenigge, neuer Vorstandsvorsitzender, sagt "persönlich”, wie er die Marke Bayern München weiterentwickeln will. Interview: Oliver Prange

Der FC Bayern München ist seit Februar kein Verein mehr, sondern eine Aktiengesellschaft. Was unterscheidet einen Fussballclub trotzdem von einem “normalen” Unternehmen?

“Grundsätzlich ist der Fussball überhaupt nicht zu vergleichen mit einem normalen Business, wie es Siemens, Deutsche Bank oder Daimler Benz betreiben. Wir dürfen nicht ausschliesslich nach Profitabilitäts-Kriterien urteilen. Wir müssen vor allem Spiele gewinnen.”

Wo liegen konkret die Unterschiede? Auch ein ‘normales’ Unternehmen muss entscheiden, ob es in neue Geschäftsfelder investieren will wie ein Fussballclub in einen neuen Spieler.

“Wir haben ein Produkt, das historisch gewachsen ist. Fussball gibt es zwar seit über hundert Jahren, doch er wird noch nicht seit langem wirklich professionell vermarktet. Wenn wir von Vermarktung sprechen, dann denke ich dabei an den Fan. Bayern München hat etwa 1800 Fanclubs mit weit über 150000 Mitgliedern. Man muss dieses Thema sehr sensibel angehen, sensibler jedenfalls, als wenn man eine Telecom-Firma ist und ein neues Handy auf den Markt bringt.”

Die Art einer Firma wie Bayern München ist demnach eher mit einer Entertainment-Unternehmung, einer Hollywood-Firma zu vergleichen?

“Es ist sicherlich nicht falsch, wenn man den Fussball heute mit Entertainment vergleicht. Natürlich bleibt das Fussballspiel im Zentrum, doch die Zuschauer wollen immer mehr auch vor und nach dem Spiel mit dabei sein. Das Fernsehen macht das möglich. Aber auch das neue Stadion, das wir bauen werden, zielt in diese Richtung. Es soll den Besuchern den perfekten Tag bieten. Unser Ziel ist, dass sie bereits drei Stunden vor dem Spiel kommen, sich unterhalten, etwas essen. Wir können auf alle Marketingelemente Einfluss nehmen – nur auf den Match nicht.”



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