28.10.2002

WYSS FRITZ, Emmi/Oktober 2002

Fritz Wyss ist CEO des Molkerei- und Käseproduzenten Emmi. Innerhalb der letzten Jahre hat der gelernte Lebensmittelingenieur den regionalen Milchwirtschaftsbetrieb zum Milliardenkonzern mit innovativen Produkten ausgebaut. Nicht erst seit dem Ende des Hauptkonkurrenten Swiss Dairy Food ist Emmi mit seinen 1420 Angestellten unangefochtener Marktleader. Mit dem GfM-Marketingpreis sollen diese Anstrengungen honoriert werden. Doch wann sind die Grenzen erreicht? Interview: Oliver Prange und Matthias Ackeret.

Herr Wyss, die Rezession scheint Ihnen nichts auszumachen. Sie kaufen einen Betrieb nach dem andern auf. Was ist der ideelle Hintergrund dieser Expansion?

“Emmi verfolgt seit Jahren eine klare Strategie. Da wir an eine weitere Öffnung Europas glauben, möchten wir auch in Zukunft ausserhalb unserer Landesgrenzen expandieren. Wir sehen uns als Marktleader beim Schweizer Käse. Unsere Firma soll weiterhin auf finanziell gesunden Füssen stehen: 40 Prozent unserer Bilanz ist Eigenkapital. Das ist auch ein Teil unserer Philosophie: Uns soll es nicht wie der Swissair oder der ABB gehen. So haben wir einen Cash-flow zwischen 50 und 65 Millionen Franken, der Gewinn beträgt 30 Millionen Franken. Auch im Bereich der Frischprodukte ist unser Erfolg eng verbunden mit einer enormen Innovationskraft und -freude. Selbst ein Flop ist zweitrangig, Hauptsache wir waren innovativ. Für mich das Entscheidende: Im Unterschied zu anderen Firmen wollten wir nie gleichberechtigt fusionieren. Vor ein paar Jahren gab es die Diskussion, ob wir mit Säntis zusammengehen wollen oder nicht. Das ist nichts für uns. Emmi ist der aktive Partner: Wir kaufen Firmen auf und integrieren diese. Emmi ist immer das führende Unternehmen, ob wir nun die Firma Gerber in Thun aufkaufen oder andere. Das kennzeichnet die Emmi-Philosophie; unsere Mitarbeiter wissen: Wir sind immer die Aktiven und die Starken.”

Dieser Anspruch kann neue Mitarbeiter in den aufgekauften Betrieben vor den Kopf stossen ...

“Ich sehe den Widerspruch. Auch beim Aufkauf von Swiss Dairy Food wird es solche Probleme geben – das liegt in der Natur der Sache. Auch das habe ich mir überlegt. Anfang des Jahres begrüsse ich in Fürigen jeweils meine Kadermitarbeiter – darunter auch die neuen – zu einem traditionellen Treffen. Dort beschwöre ich den Emmi-Geist. Es ist nicht wichtig, wie lange einer bei uns arbeitet, entscheidend ist, was er der Firma bringt. Anfang des Jahres starten alle bei Null ...”

Schöne Worte. Bei Crossair- und Swissair-Angestellten gibt es auch nach dem Zusammenschluss immer noch Probleme.

“Ich kenne die dortigen Verhältnisse nicht im Detail. In unserer Branche arbeiten auch ganz andere Menschen. Ihr Beispiel hinkt: Emmi ist nicht die Crossair, die mit der Swissair zusammengeht, sondern wenn schon die Swissair, die die Crossair übernimmt!” (lacht)



Download als PDF-Dokument
Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240424