27.04.2016

Wirz

«Der Zeitpunkt ist ideal, um sich als Chef zurückzuziehen»

Nach acht Jahren an der Spitze der Wirz-Gruppe gibt Geri Aebi Ende April seine Funktion als CEO ab. Neu wird er Vizepräsident des Verwaltungsrats der Wirz Partner Holding und übernimmt die Leitung von Wirz Services. Gleichzeitig gibt er das Präsidium beim LSA ab.
Wirz: «Der Zeitpunkt ist ideal, um sich als Chef zurückzuziehen»
von Matthias Ackeret

Herr Aebi, Sie treten als CEO der Wirz Gruppe und als Präsident des LSA zurück. Besteht da ein Zusammenhang?
Ja und nein. Mein Wechsel in den Verwaltungsrat der Wirz Partner Holding war schon länger geplant. Ihn zeitlich mit dem Ende meiner zweijährigen Präsidentschaft bei Leading Swiss Agencies zusammenzulegen, macht schlicht und einfach Sinn. Fällt dadurch doch auch ein Zusatz-Mandat weg, das im Schnitt rund einen Tag Arbeit pro Woche ausgemacht hat.

Was sind die Gründe, dass Sie die operative Führung von Wirz abgeben?
Was könnte es für einen schöneren Grund geben als die simple und erfreuliche Feststellung, dass die einzelnen Agenturen der Wirz Gruppe führungsmässig so gut aufgestellt sind, dass der Zeitpunkt ideal ist, sich als Chef zurückzuziehen. Dazu kommt, dass es uns gelungen ist, die Runde der Mehrheitseigentümer um drei Personen zu erweitern und damit die langfristige Unabhängigkeit der Wirz Gruppe zusätzlich zu sichern. Neben Thomas Städeli (CEO Wirz Werbung), Urs Binggeli (CEO Wirz Corporate) und mir haben als neue Mitinhaber jetzt auch Petra Dreyfus (Managing Director Wirz Werbung), Livio Dainese (CCO Wirz Werbung) und Jörg Bewersdorff (CEO Wirz Wietlisbach Dialog) entsprechende Kapitalanteile übernommen.

Wie werden Sie Ihre neue Aufgabe in der Wirz-Gruppe ausgestalten?
Ich habe ja gewissermassen ein Doppelmandat übernommen: Als Vizepräsident unseres Verwaltungsrates bin ich unter anderem ein strategischer Sparringpartner für die Mitinhaber und GL-Partner, kann mich aber auch um unsere Beteiligungen wie OMG oder Datalogue Schweiz kümmern. Gleichzeitig habe ich die Leitung der Wirz Services von Michael Waeber übernommen, der als CFO die Wirz Gruppe verlassen hat.

Wäre es nicht logischer, Sie hätten gleich das Präsidium übernommen?
(Lacht) Nicht wirklich, weil dieses Amt einerseits bei Urs Lauffer in den besten Händen ist und andererseits im Sinne einer ordentlichen «Corporate Governance» auch nicht gut vereinbar wäre mit meiner aktiven Mitinhaberschaft bzw. Führungs-Funktion bei unserer Service-Gesellschaft.

Sie haben vor 14 Jahren Wirz Werbung übernommen und vor acht Jahren die Leitung der Gruppe. Wo steht diese heute?
Mit gewissem Stolz dürfen wir sagen, dass wir als grösste inhabergeführte Kommunikations-Gruppe der Schweiz heute  sowohl finanziell wie auch personell ausgesprochen gut dastehen. Das war nicht immer so, wenn ich mich zum Beispiel zurück erinnere an unseren MBO 2005. Da gingen wir unternehmerisch doch ein respektables Risiko ein, nachdem mehrere Firmen im neuen Jahrtausend arg ins Trudeln geraten waren. Mit der konsequent gelebten Philosophie, dass gute Arbeit aus guter Zusammenarbeit resultiert, ist es uns gelungen, die Marke «Wirz» wieder zu dem zu machen, was sie immer sein wollte: eine «Trust-Brand» für nachweislich und nachhaltige erfolgreiche Kommunikation.

Was ändert sich neu durch Ihren Abgang in den Verwaltungsrat?
Für die Kunden, und das ist letztlich das Entscheidende, ändert sich nichts. Repräsentativ gibt es halt jetzt keinen einzelnen Kopf mehr, der operativ für die gesamte Gruppe steht, sondern eine Runde von Mitinhabern, die sich die entsprechenden Rollen und Aufgaben teilt.

Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für die Schweizer Werbeindustrie in den nächsten Jahren?
Ich spreche ja längst lieber von der Kommunikationsbranche als der Werbeindustrie – denn Wirz macht ja bekanntlich seit Jahrzehnten nicht nur Werbung und auch «Leading Swiss Agencies» versteht sich ja als Branchenverband. So oder so betrachte ich es als grösste Herausforderung für die Agenturen, die sich im digitalen Zeitalter der Kommunikation ständig wandelnden Anforderungen immer wieder als neue Chancen zu sehen. Und angesichts des seit Jahren zunehmenden Kosten- und Zeitdrucks nicht nur weiterhin erfolgreiche Strategien und Konzepte zu entwickeln und zu realisieren, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben.

Sie waren nun zwei Jahre Präsident des LSA. Welches Fazit ziehen Sie?
Vor zwei Jahren bin ich als neuer Präsident angetreten mit dem Vorsatz beziehungsweise dem Versprechen, die schon lange thematisierte Öffnungsstrategie vom ursprünglich reinen Werber-Verbund zum Verband der führenden Kommunikationsagenturen der Schweiz konsequenter umzusetzen. Vor einem Jahr haben wir dazu als äusseres Zeichen auch unseren Namen auf «Leading Swiss Agencies» geändert und damit das «Werbe-BSW» weggelassen. Heute darf ich auf eine intensive Amtszeit zurückblicken und zufrieden, aber auch kritisch feststellen: Wir sind auf dem richtigen Weg, haben schon vieles im positiven Sinne verändert oder erneuert, sind aber noch lange nicht am Ziel. Auf der Habenseite können wir verbuchen: Namhafte Digital-, Branding- und Corporate-Agenturen als LSA-Neumitglieder; drei Vorstandsmitglieder, die nicht aus traditionellen Werbe- oder Mediaagenturen stammen; eine regelmässige Zusammenarbeit mit dem SWA, dem Schweizer Werbeauftraggeber-Verband, und mehrere gemeinsam realisierte Projekte; ein komplett neu organisierter Swiss Effie; eine neu lancierte Kommission in der Westschweiz; und last but not least mit Catherine Purgly eine neu engagierte Geschäftsführerin, die ihren Job hervorragend macht.

Was geben Sie Ihrem Nachfolger beim LSA, Roman Hirsbrunner, auf den Weg?
Roman muss ich nichts auf den Weg geben, ausser meine besten Wünsche. Ich bin sicher, es wird ihm gelingen, «Leading Swiss Agencies» als Qualitätslabel und Gütesiegel für wirksame Kommunikation weiter zu etablieren und profilieren.

Bild: zVg.



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