25.05.2016

Leading Swiss Agencies

«Ich will den Aspekt des Vorausgehens unterstreichen»

Roman Hirsbrunner präsidiert in den kommenden zwei Jahren den LSA. Im Interview mit persoenlich.com sagt er, welche Auswirkungen seine digitale Herkunft auf den Verband hat und wie er diesen künftig positionieren will.
Leading Swiss Agencies: «Ich will den Aspekt des Vorausgehens unterstreichen»
von Matthias Ackeret

Herr Hirsbrunner, herzliche Gratulation zu Ihrer Wahl zum neuen LSA-Präsidenten. Was fasziniert Sie an Ihrer neuen Aufgabe?
Ich habe mein halbes Leben in der Kommunikation verbracht. Da ist es eine Ehre, der eigenen Zunft auch mal vorzustehen. Und der Zeitpunkt dafür passt für mich ideal: es gibt eine Menge Veränderungen anzugehen und damit auch eine Menge Chancen zu packen. Umbrüche liegen mir.

Welche Bedeutung hat der LSA in der heutigen Kommunikationslandschaft?
Eine absolut massgebliche. Der LSA vertritt heute über seine Mitgliedsagenturen zwei Drittel der Kommunikationsbudgets der Schweiz. Was wir alle in den Agenturen jeden Tag machen, wird gesehen, geklickt, kommentiert. Was immer auch meine Mutter mir zeigt in Zeitung, Fernsehen oder Internet: ich kenne die Menschen mit Namen.

Sie gelten als Vertreter der digitalen Generation. Welche Auswirkungen hat dies auf den LSA?
Huh, das klingt schon fast historisch. Ich glaube, das Label «digital» muss sich heute keiner mehr umhängen. Sämtliche Fragestellungen, die wir auf dem Tisch haben, sind «beyond digital». Dass heisst, sie verstehen Digitalität als bereichernden Teil des realen Lebens. Was ich sicher mitbringe sind vor allem kulturelle Werte: die Wertschätzung von Teamwork, das Bedürfnis nach konstanter Verbesserung und die Lust am Prototyping. 

Welche Änderungen und Neupositionierungen wollen Sie in den nächsten beiden Jahren Ihrer Präsidentschaft vornehmen?
Ich habe mir persönlich drei Ziele gesteckt: Mehr Profil, mehr Fokus, mehr Dialog. Mein Anliegen ist es, die eingeleitete Öffnung weiterzuführen. Dazu ist aber auch nötig, unser Profil als Verband weiter zu schärfen. Was uns alle verbindet, ist das Wort «leading» in Namen und Anspruch. Unser Verständnis von leading liegt allerdings noch zu fest auf «die Grössten». Ich will den Aspekt des Vorausgehens in leading mehr unterstreichen. Vorausgehen im Sinne von Themenführerschaft, Orientierungshilfe für Mitglieder und Auftraggeber. Man soll merken, dass wir Agenturen Freude daran haben, zusammen mit den Kunden in unbekanntes Gebiet voranzugehen.

Die Werbebranche hatte wirtschaftlich auch schon bessere Tage. Kann eine Branchenvereinigung wie der LSA darauf eine Antwort geben?
Die Kommunikationsbranche konsolidiert vielleicht, nicht aber die Branche für «Creative Professional Service». Noch nie wurde soviel kommuniziert wie heute, noch nie so viel und so schnell innoviert. Wer sich hier mitbewegt, hat gute Karten. Zu dieser Sichtweise will der LSA seinen Beitrag leisten. Eines der entscheidenden Faktoren hier ist die Weiterbildung. Wir werden uns noch stärker dafür einsetzen, junge Talente für unsere Branche zu gewinnen und auch zu fördern.

Nun wurde innerhalb des LSA der Vorstand verkleinert. Was bezwecken Sie damit?
Die Verkleinerung basiert auf einem natürlichen Grund und einer bewussten Entscheidung. Erstens haben sich mehrere langjährige Vorstandsmitglieder dazu entschieden, zurückzutreten. Und zweitens schafft ein kleineres Gremium es schneller, gemeinsam Dinge anzupacken.

Wodurch unterscheiden Sie sich von Ihrem Vorgänger Geri Aebi?
Wir haben die gleiche Grundausbildung (BWL) und dieselbe Lieblingsmannschaft (GCZ). Damit hat es sich aber auch schon mit Gemeinsamkeiten (lacht). Werdegang und Alter lassen mich vielleicht partizipativer führen. An seine Qualitäten als charmanter Gastgeber bei Veranstaltungen komme ich aber nicht heran.

Sie sind seit zweieinhalb Jahren CEO von Jung von Matt/Limmat, jetzt LSA-Präsident. Wie bewältigt man dies zeitlich?
Jeder, der eine ehrenamtliche Aufgabe übernimmt, kennt das. Für die zusätzlichen Aufgaben muss halt mal ein Abend oder ein Wochenende hinhalten. Das gehört dazu. Was wichtig ist, ist die Motivation, warum man etwas macht.

Wo steht die Schweizer Werbebranche in zehn Jahren?
Wenn ich das wüsste, würde ich wohl auf Lebzeiten als LSA-Präsident gewählt. Wir setzen alles daran, dass sich die Schweizer Kommunikations- und insbesondere Kreativwirtschaft auch im internationalen Kontext noch besser behaupten kann. Über Arbeiten, aber auch über die Anziehungskraft für Talente. Viele internationale Unternehmen haben in der Schweiz ihren Hauptsitz. Es wäre daher auch wünschenswert, dass Schweizer Agenturen noch öfters für ihre Kunden auch die internationalen Kommmunikationsaufgaben übernehmen.



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