24.10.2000

Nicht vor 16 Jahren

Die schweizerische Zigarettenindustrie und die Vereinigung des Tabakwarenhandels wollen dem Rauchen von Jugendlichen unter 16 Jahren einen Riegel schieben.

Gemäss einer 1998 durchgeführten WHO-Schülerbefragung durch die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme (SFA) erklären 17 Prozent der Schülerinnen und Schüler unseres Landes, dass sie täglich rauchen. Anhand eines internationalen WHO-Berichtes lassen sich vergleichbare, ja sogar höhere Werte in den meisten europäischen Ländern feststellen. Es handelt sich eindeutig um eine gesellschaftsbedingte Erscheinung. Die Notwendigkeit einer verstärkten Prävention bei Jugendlichen ist unbestritten. Die Zigarettenhersteller und der Handel wollen ihren Beitrag dazu leisten.

Die schweizerische Zigarettenindustrie (CISC) wollte die Reaktion der Bevölkerung auf ein allfälliges Verkaufsverbot an Jugendliche testen. Letztes Jahr beauftragte sie die Firma M.I.S. Trend SA in Lausanne und Bern mit einer gesamtschweizerischen Repräsentativumfrage bei 2'000 Personen zur Beurteilung einer Initiative von Industrie und Handel gegen den Verkauf von Zigaretten an Jugendliche. Die Resultate sind eindeutig: 55 % sprechen sich für ein Verkaufsverbot von Rauchwaren an Jugendliche aus. 72 % befürworten eine Initiative von Industrie und Handel gegen den Verkauf von Zigaretten an Jugendliche. 75 % denken, dass die Initiative berechtigt ist. ca. 60 % empfinden sie als nützlich 70 % finden es normal, dass das Verkaufspersonal die Abgabe von Zigaretten an Jugendliche verweigert.

Die Resultate der M.I.S.-Umfrage werden durch eine ebenfalls 1999 durchgeführte Erhebung von infosuisse zum Thema "Verordnung von Lebensstil versus Eigenverantwortung" bestätigt: 86.6 % der Befragten befürworten ein Verkaufsverbot an unter 16-Jährige. Diese Massnahme wird als tauglich empfunden, um die Jugendlichen vom Tabak fern zu halten. Allerdings stehen Aufklärung und Information durch Eltern, Schule und Gesundheitsinstitutionen an erster Stelle der genannten Präventivmassnahmen. Eine Mehrheit stimmt gegen ein grundsätzliches Rauchverbot für Jugendliche, welches durch den Reiz des Verbotenen kontraproduktiv wirken könnte. Was die Rolle des Staates in Bezug auf die Gesundheitspolitik betrifft, sind 82.5 % der Befragten der Meinung, der Staat sollte besser die Ursache des Rauchens bekämpfen, statt die Raucher zu diskriminieren. Uebrigens unterstützen 86 % der Interviewten eine verstärkte und konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Tabakindustrie und den Behörden: gemeinsam müssen sie nach sinnvollen Massnahmen im Zusammenhang mit dem Rauchen suchen.

Gemäss infosuisse entspricht die Ursache für den frühen Griff zum Tabak einem Modetrend, andererseits wollen die Jugendlichen damit auch ihr Ringen um Akzeptanz, die schnelle Aufnahme in die Erwachsenenwelt sowie eine Trotzreaktion gegen Verbote manifestieren.

Die der Werbung zugeschriebene Rolle wird schwächer bewertet als die oben aufgeführten Faktoren. Im Bereich der Werbung hat sich die Zigarettenindustrie seit vielen Jahren Selbstbeschränkungsmassnahmen auferlegt. Ihre Haltung ist in der Präambel der Vereinbarung von 1992 mit der Schweizerischen Kommission für die Lauterkeit in der Werbung festgelegt: "Die Mitglieder der CISC anerkennen die folgenden Grundsätze: Die Zigarette ist ein zum Verbrauch durch erwachsene Raucher (18 Jahre und darüber) bestimmtes Genussmittel. Die Werbung für ihre Marken richtet sich an ein erwachsenes Publikum. Es werden freiwillige Werbebeschränkungen ergriffen, um den unterschiedlichen Ansichten über den Einfluss der Werbung auf die Jugend (Personen unter 18 Jahren) Rechnung zu tragen und der Besorgnis hinsichtlich des Schutzes der Jugend zu begegnen. ..."

Die Zunahme des Tabakkonsums bei Jugendlichen hat die Zigarettenindustrie dazu bewogen, weiter zu gehen. Ein erster Schritt erfolgte mit dem Aufdruck "Bitte: Verkauf nur an Erwachsene" auf Zigarettenpaketen. Aber auch der Handel ist sich seiner Verantwortung bewusst. Bereits seit einiger Zeit bestehen bei verschiedenen Handelsgruppen interne Weisungen, nicht an unter 16-Jährige zu verkaufen. Die Vereinigung des Schweizerischen Tabakwarenhandels hat zudem gemeinsam mit der Vereinigung der schweizerischen Zigarettenindustrie (CISC) eine Aktion unter dem Titel "ok-campagne" erarbeitet, welche ab 26. Oktober in der ganzen Schweiz lanciert wird: Der Verzicht auf den Verkauf von Zigaretten an unter 16-jährige wird mit breit angelegten Informationsaktivitäten in den Verkaufsstellen unterstrichen. Die Verkaufspunkte verfügen über einen Informationsprospekt und Badges für das Verkaufspersonal, je einen Informationsflyer für Jugendliche und für Eltern, Regalstopper, Rotairs und Papierplakate für Läden und Kioske sowie Selbstkleber für Zigarettenautomaten. Das Material ist auf der Internet-Seite www.ok-campagne.ch abrufbar. Der Erfolg der Kampagne hängt aber auch vom Engagement der im Verkauf tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab, welche im direkten Kontakt mit der Kundschaft stehen. Aus diesem Grund wird das Verkaufspersonal durch interne Schulung für diese Aktion zusätzlich sensibilisiert.



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