10.06.2018

Cannes Lions 2018

Viele Schweizer Werber bleiben daheim

Das Kreativfestival in Cannes hat auf die Kritik reagiert und fällt dieses Jahr dichter und kürzer aus. Trotzdem sagen viele Schweizer «non merci». Das Festival sei zu teuer und die Arbeit in der Agentur wichtiger als Löwen und Rosé.
Cannes Lions 2018: Viele Schweizer Werber bleiben daheim
Auch wenn an der Swiss Party einige Gesichter vom letzten Jahr fehlen düften: Die Kulisse und das Ambiente in Cannes sind dennoch einzigartig. (Bild: Edith Hollenstein)
von Christian Beck

Am Montag, 18. Juni, startet die 65. Ausgabe des Cannes Lions International Festival of Creativity. Der Anlass dauert in diesem Jahr nur noch fünf statt wie bisher acht Tage. «Mit der Kürzung der Festivalwoche reagiert die Festivalleitung auf die Wünsche seiner Besucher», sagte Christof Kaufmann, CEO von WerbeWeischer Schweiz, in einem persoenlich.com-Interview. Dies war auch nötig. Weltweit sei der Unmut über das Festival gross, sagt ADC-Präsident Frank Bodin. «Die Cannes Lions sind in einer Bewährungsprobe dieses Jahr.» Für ihn sei «alles andere als klar» gewesen, ob er überhaupt nach Cannes reise in diesem Jahr.

Nicht auf der Agenda steht Cannes 2018 bei Publicis Communications. Die ganze globale Publicis Groupe wird ein Jahr auf jede Awardshow verzichten (persoenlich.com berichtete). «Sinn der Pause war, dass viel Geld gespart und stattdessen in unsere KI-Plattform ‹Marcel› investiert werden kann, die im Mai in Paris vorgestellt wurde. Dieses Projekt ist uns für einmal wichtiger als Löwen und Rosé», sagt Thomas Wildberger, CEO der Schweizer Publicis, gegenüber persoenlich.com. Nächstes Jahr werde die Gruppe wieder am Start sein.

Nicht nur Publicis wird in Cannes fehlen, wie eine stichprobenartige Umfrage zeigt. Auch Havas Zürich verzichtet auf eine Teilnahme. Die neue CEO Nathalie Diethelm wolle sich in erster Linie auf die Agentur und die Kunden konzentrieren. Neue Mandate seien in der Pipeline und deshalb brauche es jeden Agenturmitarbeiter in Zürich, sagt Diethelm.

Ein «non merci» gibt es auch aus Bern. Maxomedia wird dieses Jahr nicht vor Ort in Cannes vertreten sein. «Es ist das erste Mal nach vielen Jahren, dass wir abwesend sein werden», sagt Stefan Kern, Verantwortlicher Kommunikation. Seine Begründung: «Wir haben unsere Awardstrategie neu ausgerichtet.»

Freundliche Grüsse nach Cannes schickt die gleichnamige Zürcher Agentur, bleibt aber laut Partner Samuel Textor ebenfalls zu Hause. «Wir sind bisher immer nur Last-Minute nach Cannes gereist – oder eher gerast. Eine fixen Platz in unserer Agentur-Agenda wird Cannes wohl auch in nächster Zeit nicht haben.»

Ebenfalls auf eine Reise an die französische Riviera verzichtet Hinderling Volkart. «Wir waren vor zwei Jahren am Festival mit dem ‹Innovation Pass›. Dies war aber aus unser Sicht relativ enttäuschend – wirklich Neues aus unserer Branche haben wir nicht mitgenommen», so Kreativchef Michael Hinderling zu persoenlich.com. Das Learning daraus war: «Wenn, dann richtig, sprich mit dem vollen Pass. Was wiederum zeit- und kostenintensiv ist.» In der Tat: Agenturen müssen pro Mitarbeiter schnell einmal 10'000 Franken für Festivalpass, Hotel, Flug und Essen budgetieren.

«Zu teuer» – das ist auch das Argument bei Fabrikant/JWT. Ausserdem sei die «Organisation einer Unterkunft problematisch», die «Events sind überlaufen» und «früher war das für uns ein Weiterbildungsevent, heute ist es vor allem Show und Unterhaltung», heisst es auf Anfrage.

persoenlich.com verzichtet nicht. Ein Team ist vor Ort und berichtet über das Festival, das vom 18. bis 22. Juni dauert. Alle Berichte und Interviews zu den Cannes Lions 2018 finden Sie laufend ergänzt in dieser Übersicht.



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