22.06.2017

GfK Handelstagung

Detailhandel steht weiter unter Druck

Im Jahr 2016 haben die Discounter am besten gearbeitet. Dies geht aus der neusten Dokumentation «Detailhandel Schweiz» hervor. Derweil sind in den letzten Jahren rund 5000 Läden verschwunden.
GfK Handelstagung: Detailhandel steht weiter unter Druck
Steigerte im 2016 den Umsatz um über zehn Prozent auf 960 Millionen Franken: Lidl Schweiz. (Bild: Keystone/Gaetan Bally)

Die 6. GfK Handelstagung vom Donnerstag stand ganz unter dem Motto «Veränderung als Realität» und präsentierte unter anderem Highlights aus der Dokumentation «Detailhandel Schweiz 2017», welche dieses Jahr bereits zum 27. Mal erscheint. Die Diskussionen an der Tagung mit gegen 250 Teilnehmenden bewegten sich um eine Branche unter Druck. Doch Herausforderungen sind gleichzeitig auch Chancen, heisst es in einer Mitteilung der GfK Switzerland. Neben den Fakten zur Branche standen dieses Jahr insbesondere auch die neuen Zielgruppen im Handel im Fokus, insbesondere die sogenannten Millennials und deren veränderte Konsumgewohnheiten.

Detailhandel Schweiz

2016 gestaltete sich etwas weniger widrig als das Vorjahr. Die Schweizer Wirtschaft hat den Frankenschock mittlerweile grösstenteils überwunden. So bildete sich der Umsatz im Schweizer Detailhandel um 1,5 Prozent (Vorjahr: 2,2 Prozent) auf 92,5 Milliarden Franken zurück. Vor allem im Non-Food-Geschäft ist der Preisdruck immer noch enorm, und die Marktbereinigung setzt sich fort.

Grafik Detailhandel 

Blickt man auf die Hitliste der Lebensmittelhändler, so ist sofort ersichtlich, dass die Discounter unter allen Anbietern am besten arbeiteten. Alle drei – Denner, Aldi Suisse und Lidl – konnten ihre Umsätze gegenüber dem Vorjahr deutlich steigern, wohingegen die Grossverteiler und die übrigen Food-Detaillisten stagnierten.

Migros und Coop verbleiben unangefochten an der Spitze. Am eindrücklichsten bewegte sich erneut Lidl nach vorne. Die Nummer drei unter den Schweizer Lebensmitteldiscountern rückte von Platz 12 auf den 9. Rang vor. Mit einer Umsatzzunahme von über zehn Prozent auf 960 Millionen Franken übertrumpfte Lidl alle Konkurrenten.

Grafik Hitliste

Noch mehr Plätze machte Elektronikspezialist Interdiscount gut, der von Rang 15 auf den 10. Platz aufstieg. Im Non-Food-Markt konnte die Coop-Tochter Fust um zwei Prozent zulegen.

Lädelisterben, aber nicht in allen Branchen

Seit dem Jahr 2010 sind nach GfK-Hochrechnungen rund 5000 Verkaufsstellen verschwunden. Im Gegensatz dazu bieten heute über 10’000 Schweizer Onlineshops – nebst Millionen von internationalen Shops – Ihre Produkte und Dienstleistungen an. Was früher und in den letzten Jahren im Lebensmittelhandel passierte – das Lädelisterben –, ist jetzt auch im Non-Food-Sektor angekommen. Zu kleine oder unklar positionierte Firmen und Marken kommen unter die Räder. Verlierer ist vor allem der Fachhandel, sowohl im Lebensmittel wie im Non-Food-Bereich.

Grafik Verkaufsstellen

Aber es gibt auch Gewinner: Parfümerie/Körperpflege oder Optiker/Hörgerätehändler profitieren. Auch die Discounter eröffneten neue Verkaufsstellen und die Convenience- und Tankstellenshops legten um rund elf Prozent zu.

Weitere Herausforderungen im 2017

Der Verdrängungskampf wird sich 2017 weiter fortsetzen: In den ersten fünf Monaten des Jahres erzielte der Schweizer Detailhandel einen leichten Umsatzrückgang von minus 0,3 Prozent, wie es in der Mitteilung weiter heisst.

Zusätzlich zum Einkaufstourismus, der auf hohem Niveau stagniert, gehört die Digitalisierung zu den grössten Herausforderungen der Detailhändler. Im Distanzhandel (Online- und Versandhandel) wurden 2016 bereits 7,8 Milliarden Franken umgesetzt – über acht Prozent mehr als im Vorjahr. Klar ist: die Volumina im Netz wachsen zulasten des stationären Handels. Behaupten werden sich diejenigen Marktteilnehmer, die On- und Offline effizient miteinander verknüpfen und den Trend zur Digitalisierung individuell und punktuell zu nutzen wissen. (pd/cbe)



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