16.05.2017

Schweiz Tourismus

Jürg Schmid geht nach 18 Jahren

Der Direktor verlässt die Marketingorganisation. Er wird eine eigene Marketingagentur gründen und seine Erfahrung und sein Wissen in verschiedene Verwaltungsratsmandate einbringen. Ein Nachfolger ist noch nicht bestimmt.
Schweiz Tourismus: Jürg Schmid geht nach 18 Jahren
Nach 18 Jahren an der Spitze von Schweiz Tourismus hat sich Jürg Schmid entschieden, die Organisation zu verlassen um sich selbstständig zu machen. (Bild: Keystone)

Zum zweiten Mal in seiner Karriere bei Schweiz Tourismus verlässt Direktor Jürg Schmid die Organisation. Dieses Mal wagt er den Schritt in die Selbstständigkeit. Damit erfülle er sich einen grossen Wunsch, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag. Schmids eigenes Unternehmen wird ebenfalls eine Marketingagentur sein. Sein Abgang wird von seinen Kollegen bei Schweiz Tourismus (ST) bedauert. Schmid habe Grosses geleitet, die Organisation in den 18 Jahren neu ausgerichtet, lobt ST-Präsident Jean-François Roth in der Mitteilung.

Für den «obersten Verkäufer der Schweiz», wie der Marketingspezialist in der Presse schon bezeichnet wurde, wird nun ein Nachfolger gesucht. Eine Findungskommission wird sich darum kümmern. Schmid bleibt noch bis Ende Jahr im Amt. «Nach 18 Jahren schliesst man die Türe nicht leicht und locker», sagt Schmid im persoenlich.com-Interview zu seiner Kündigung.

Auch künftig wird Schmid der Reise- und Freizeitbranche über verschiedene Mandate verbunden bleiben, heisst es in der Mitteilung weiter. Ein Mandat fand Schmid bereits bei Graubünden Ferien, der touristischen Marketingorganisation des Kantons Graubünden. Dort wird er Präsident. Die Wahl Mitte Juni ist nur noch eine Formsache. Dies machte die «Südostschweiz» ebenfalls am Dienstag bekannt. Er trage Graubünden im Herzen, sagte er der Zeitung. In Graubünden habe er, der Zürcher, Skifahren gelernt, erste Wanderungen unternommen, und heute sei er wegen eines Feriendomizils auf der Lenzerheide regelmässig Gast. Der abtretende Graubünden-Ferien-Präsident Marcel Friberg freut sich über «eine supergute Lösung».

Die grosse Lohndebatte

Doch nicht immer hat Schmid in der Öffentlichkeit geglänzt. Sein Lohn von 424’969 Franken (inklusive Bonus und Spesenpauschale) hatte zu Kritik geführt, denn dieser wird zum grossen Teil – wie die Marketingorganisaton selbst – aus öffentlichen Geldern bezahlt. Der Bundesrat hat daraufhin Anfang Dezember 2016 eine Obergrenze beschlossen. Der Fixlohn darf maximal 313’000 Franken betragen. Der leistungsabhängige Bonus darf zweieinhalb Monatslöhne nicht überschreiten.

Schmid (Jahrgang 1962) hat ursprünglich eine Bank-KV-Lehre gemacht und sich nachher zum Betriebsökonomen weitergebildet. Bevor er in den Tourismus wechselte, war er unter anderem Geschäftsleitungsmitglied in der Schweizer Organisation des Softwareunternehmens Oracle Corporation.

Im Jahr 2010 hat Schmid Schweiz Tourismus für ein kurzes Gastspiel verlassen. Doch noch in der Probezeit als Leiter der SBB-Division Personenverkehr ist Schmid zu seinem alten Arbeitgeber zurückgekehrt (persoenlich.com berichtete). Die gestalterischen Möglichkeiten im Tourismus kämen seinen Neigungen und Stärken eher entgegen als das prozessorientierte und industrielle Umfeld, hiess es damals in der Mitteilung. «Zum Leben gehören Holperer, daraus zieht man wichtige Erfahrungen», sagte er Ende Jahr der NZZ. (pd/cbe)



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Kommentare

  • Dieter Widmer, 17.05.2017 08:32 Uhr
    Mit den TV-Spots konnte Jürg Schmid kaum punkten. Die lächerlichen alten Knechte, die mit einem alten Postauto in der Schweiz herumfuhren, verstanden viele nicht. Vor allem animierte es jüngere Leute kaum, in der Schweiz Ferien zu machen.
  • Menzi Stefan, 16.05.2017 11:29 Uhr
    Schweiz Tourismus ist so eine Organisation, von der man nicht wirklich weiss, was sie konkret leistet und bewirkt, für mich etwas Wischiwaschi. Sie erhält zwar dank einer starken Lobby in Bern Millionen Steuergelder vom Bund, doch der Tourismus steckt trotzdem in der Krise. Ob teure, schwer verständliche TV-Spots wie der aktuelle Sommer-Spot zusätzliche Touristen ins Land holt, bezweifle ich. Es zählt doch allein, ob man in einem Hotel freundlich behandelt wird, und ob das Angebot des Hotels ok ist. Vor allem zählt auch der Preis, ein attraktives Angebot. Hier hat die Schweiz immer noch die gleichen Probleme wie vor 20 Jahren, trotz ST. Problematisch finde ich auch, wenn man es einer einzigen Person zuschreibt, dass da bei ST Grosses entstanden sei (was Grosses denn, bitte schön? Wenn man mal konkret sein darf? Der Tourismus ist seit Jahren in der Krise....). Wenn schon was geleistet wurde, dann steckt da ein ganzes Team dahinter, nicht nur eine einzige Person.
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