22.12.2017

Tamedia kauft Goldbach

Otfried Jarren sieht das als Reaktion auf Admeira

Das Kaufangebot von Tamedia für Goldbach ist aus Sicht des Publizistikwissenschaftlers Otfried Jarren eine Reaktion auf die Werbeallianz Admeira. Dennoch sieht er die traditionelle Medienbranche technologisch kaum in der Lage, neuen Anbietern wie Google Paroli zu bieten.

Der Schritt Goldbach zu kaufen (persoenlich.com berichtete), mache für Tamedia ökonomisch Sinn, sagte Otfried Jarren, Professor am Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung an der Universität Zürich, am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Goldbach verfüge über das technische wie methodische Wissen im Bereich der audiovisuellen Produktion und der digitalen Medien.

Das Angebot von Tamedia ist laut Jarren «ohne Zweifel» eine Reaktion auf Admeira, die 2016 gegründete Werbeplattform der SRG, Swisscom und Ringier. Goldbach sei ein ökonomisch sinnvoller Partner, nicht zuletzt, weil das Unternehmen Geschäftsbeziehungen im gesamten Bereich der elektronischen Medien habe, allen voran nach Deutschland.

Schwierige Ausgangslage

Generell sieht Jarren das gesamte Geschäft mit der Werbevermarktung im Wandel begriffen. Die Digitalisierung ermögliche andere Formen der Messung und Datenanalyse. Daher werde der Markt auch für Goldbach schwieriger, schätzt Professor Jarren.

Aus seiner Sicht ist die traditionelle Medienbranche technologisch kaum in der Lage, mit neuen Anbietern wie Social-Media-Plattformen (Facebook) oder Suchmaschinen (Google) Schritt zu halten. Die Schweizer Verleger würden über keine Kompetenzen in der Gestaltung von Plattformen verfügen, über die Informationen bereitgestellt, Wissen getauscht und Transaktionen abgewickelt würden. «Die Unternehmen sind in einem alten Wettbewerbsgedanken verhaftet.»

Neue Massnahmen gefragt

Wenig optimistisch zeigt sich Jarren auch bei der zunehmenden Presse- und Medienkonzentration. Der Strukturwandel der Medien habe Folgen für die demokratische Öffentlichkeit und für politische Prozesse in der direktdemokratischen und mehrsprachigen Schweiz.

Die Eidgenössische Medienkommission habe deshalb in ihren Stellungnahmen wiederholt auf die Notwendigkeit neuer medienpolitischer Massnahmen hingewiesen, sagte Jarren, der diese Kommission präsidiert. Denkbar seien etwa staatsferne Fördermassnahmen im Bereich Technologie oder eine nationale Plattform, die allen Journalisten, Redaktionen und Bloggern offen stehe. (sda/eh)

 



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