03.01.2018

Tamedia kauft Goldbach

«SonntagsBlick» greift VR-Präsident Supino an

Hinter der Übernahme der Vermarktungsfirma und der «SRG-Kritik» durch die Tamedia stehe eine übergeordnete Strategie, meint der SoBli. Kommunikationsleiter Christoph Zimmer und der VSM verneinen.
Tamedia kauft Goldbach: «SonntagsBlick» greift VR-Präsident Supino an
Will gemäss SoBli zum «helvetischen Mattscheibenkönig» werden: Tamedia-Chef Pietro Supino. (Bild: Keystone/Thomas Delley)

Kurz vor Weihnachten sorgte Tamedia nochmals für einen Knall in der Medienlandschaft: Die Übernahme der Vermarkterin Goldbach wurde bekanntgegeben (persoenlich.com berichtete).

Das Unternehmen verkauft unter anderem die Werbeplätze für RTL, Pro7 und Sat.1 in der Schweiz und ist somit gemäss «SonntagsBlick» die Nummer Eins im schweizerischen Markt für Fernsehwerbung: 2016 betrug ihr Umsatz 359 Millionen Franken, derjenige der SRG 326,5 Millionen.

Wird die No-Billag-Initiative angenommen, hätte die Tamedia gemäss SoBli das Monopol auf Fernsehwerbung und deren Verleger-Präsident Pietro Supino würde zum «helvetischen Mattscheibenkönig».

Vor diesem Hintergrund wirkten einige «publizistische Salven, die Tamedia-Titel in den letzten Wochen Richtung Leutschenbach abgefeuert haben, nicht mehr zufällig», folgert der SoBli – in einem Artikel, der mit «red» gezeichnet ist.

Zusätzlich brisant sei die Situation, da sich Supino als Präsident des Verbands Schweizer Medien (VSM) seit Jahren für eine Schwächung der SRG einsetze.

Weiter sei auch Ringier, die Herausgeberin des SoBli, ständig unter Beschuss seitens Tamedia. Jeder «Blick»-Bericht zum Thema Vermarktung werde argwöhnisch beäugt, die Nerven lägen blank.

Tamedia, der VSM und Goldbach widersprechen

Das lässt man bei Tamedia nicht auf sich sitzen. Kommunikationsleiter Christoph Zimmer meint: «Unsere Redaktionen berichten unabhängig, das zeigt selbst eine Analyse des FÖG der Universität Zürich.»

Der Bericht sorgte auch beim VSM für Unmut: Via Twitter reagierte Geschäftsführer Andreas Häuptli: Es werde unterschlagen, dass sich der VSM seit Jahren für eine gebührenfinanzierte SRG und – im Gegensatz zu Goldbach – für Werbebeschränkungen für die SRG einsetze.


Die gegensätzliche Position der Vermarkterin in dieser Frage bestätigte Jürg Bachmann, Leiter Marketing & Kommunikation bei Goldbach: Im Interesse des TV-Werbemarktes habe sich das Unternehmen stets gegen Werbebeschränkungen für die SRG ausgesprochen.


Ringier ist gemeinsam mit der SRG und Swisscom die Werbeallianz Admeira eingegangen. Angeblich wurde auch über einen Beitritt der Tamedia diskutiert. Nach dem Tamedia kurz vor Weihnachten die Goldbach-Übernahme bekanntgab, erklärte Ringier-CEO Marc Walder die Verhandlungen aber per sofort für beendet (persoenlich.com berichtete).

Christoph Zimmer meint dazu gegenüber persoenlich.com: «Ein Beitritt zu Admeira in der heutigen Form kam für uns nie in Frage.» Die SRG hätte Tamedia aber am 26. Oktober 2017 gefragt, ob Tamedia bereit wäre, die SRG-Beteiligung an Admeira zu übernehmen. «Die seither stattgefundenen Verhandlungen standen aber immer unter dem Vorbehalt, dass damit die medienpolitischen Differenzen zwischen dem VSM und der SRG gelöst werden können», sagt Zimmer weiter. (maw)



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