03.05.2018

Publicitas in Schwierigkeiten

Werbevermarkterin befindet sich in Nachlassstundung

Der Antrag sei vom Bezirksgericht Bülach bestätigt worden, sagt CFO Carsten Brinkmeier. Bei einem Treffen am späten Donnerstagnachmittag soll den Verlegern ein Sanierungskonzept präsentiert werden.
Publicitas in Schwierigkeiten: Werbevermarkterin befindet sich in Nachlassstundung
Hier fanden die Gespräche zwischen der Vermarkterin und den Verlegern am Donnerstagnachmittag statt: Der Publicitas-Hauptsitz in Glattbrugg. (Bild: persoenlich.com)

Die Werbevermarkterin Publicitas befindet sich in grossen finanziellen Schwierigkeiten. Nachdem mehrere Medienhäuser ihre Zusammenarbeit aufkündigten, musste das Unternehmen eine provisorische Nachlassstundung beantragen.

Der Antrag sei vom Bezirksgericht Bülach bestätigt worden, sagte Publicitas-Finanzchef Carsten Brinkmeier am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Am Donnerstagnachmittag präsentierte das Unternehmen den Verlegern bei einem vor Wochenfrist angekündigten Treffen ein neues Geschäftsmodell.

Kern ist ein Kommissionsmodell, welches die Risiken für die Medienhäuser mindern soll. Zudem sollen die Verlage künftig zu insgesamt 50 Prozent an der Publicitas beteiligt werden (persoenlich.com berichtete).

Zusammenarbeit aufgekündigt

Die Werbevermarkterin leidet wie die Medienhäuser unter dem markanten Rückgang der Printwerbung. Vergangene Woche teilten TamediaRingier, Admeira, die NZZ und die AZ Medien mit, die Zusammenarbeit mit der Publicitas per sofort aufzugeben. Begründet wurde das mit ausstehenden Zahlungen.

Die «Romandie Combi» schloss sich dem Austritt wenig später mit den Titeln «Le Nouvelliste», «La Liberté», «ArcInfo», «Le Quotidien Jurassien» und «Le Journal du Jura» an. Und diese Woche folgte dann gemäss dem «Kleinreport» auch noch das Magazin «Touring» mit einer Auflage von rund 1,2 Millionen. Die Kunden wurden von den Verlagen aufgefordert, offene Rechnungen direkt bei ihnen statt bei Publicitas zu zahlen.

Eigene Firma gegründet

Nur wenige Tage nach der Einstellung der Zusammenarbeit gaben der Verband Schweizer Medien (VSM), Tamedia, NZZ, AZ Medien und der «Corriere del Ticino» zudem bekannt, selber eine Gesellschaft für die Abwicklung von Inseratekampagnen gründen zu wollen. Diese soll die Verlage und auch die Werbekunden im Handling und in der Abwicklung von Werbekampagnen unterstützen und sie entlasten (persoenlich.com berichtete).

Die neue Plattform soll eine Alternative im Markt bieten und weder die einzelnen Verlage noch Publicitas konkurrieren. Der Name soll in den nächsten Wochen bekannt gegeben werden. Projektchef Jürg Weber sagte gegenüber persoenlich.com, dass in einer ersten Phase zwei bis drei Mitarbeiter aus dem Hause NZZ dafür abbestellt würden.

Antworten bis Mitte Mai

Gegenüber der SDA bezeichnete es CFO Brinkmeier als «sehr sehr unwahrscheinlich», dass das neue Unternehmen mit zwei bis drei Mitarbeitern das gleiche leisten könne wie Publicitas. Denn sein Unternehmen verfüge über Datensätze von rund 2500 Zeitungs- und 2800 Printtiteln. Das gebe es sonst nirgends.

Das Bezirksgericht erwartet bis am 18. Mai eine Rückmeldung über die Kooperationsbereitschaft der Verlage. Sollten die Antworten positiv ausfallen, gehe es für Publicitas mit dem zweiten Schritt des Sanierungskonzeptes weiter, heisst es in einem internen Schreiben, das der SDA vorliegt.

In der Zwischenzeit müssten die Mitarbeitenden damit rechnen, dass der Mai-Lohn mit einer Verspätung von zwei bis drei Wochen ausbezahlt werde. (sda/maw/eh)



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