von Edith Hollenstein
Tamedia will die Werbevermarkterin Goldbach übernehmen – zu einem Kaufpreis von 216 Millionen Franken (persoenlich.com berichtete). Wie soll daraus der reichweitenstärkste Vermarkter der Schweiz entstehen? Die Medienkonferenz vom Freitag bei Tamedia in Zürich, lieferte zu folgenden Fragen Antworten:
1. Warum bleibt Goldbach als Einheit erhalten?
Goldbach bleibe als Marke erhalten, erklärte Christoph Tonini vor den versammelten Journalisten. Der Grund dafür liege darin, dass Kunden keine Angst davor haben müssen, dass Goldbach das Tamedia-Inventar bevorzugt verkaufen werde, erklärt Tonini. Trotz der Eigenständigkeit Goldbachs wolle man Synergien nutzen, und zwar auf der Kostenebene. Michi Frank werde als neues, zusätzliches Mitglied der Tamedia-Unternehmensleitung die Interessen von Goldbach vertreten.
2. Wie will Tamedia darüberhinaus in der Vermarktung wachsen?
Per 1. Januar übernimmt Tamedia die Mehrheit an Neo Advertising. Das auf digitale Screens spezialisierte Westschweizer Unternehmen ist nach APG und Clear Channel die Nummer drei im Schweizer Aussenwerbe-Geschäft. «Wir wollen unseren Werbekunden 360-Grad-Lösungen anbieten über alle Medientypen hinweg», so Tonini. Das sei eine Business-Opportunität, denn in der Schweiz mache das kein anderer Player – auch nicht Admeira. Dass es Tamedia ernst meint mit dieser Offensive, beweist die Klage, welche das Unternehmen eingereicht hat, nach dem Pitch um die SBB-Flächen (persoenlich.com berichtete).
3. Was bringt die Übernahme Tamedia beim Ziel, datenbasierte zielgruppenspezifische Produkte anzubieten?
«Wir wollen das Datengeschäft zusammenlegen», sagte Tonini auf eine entsprechende Frage. Doch wie genau sie das machen, wissen die Unternehmen offenbar noch nicht. Geplant sei, dass die etablierten journalistischen Marken wie «20 Minuten» oder «Tages-Anzeiger» weiterhin von Tamedia Advertising vermarktet werden. «Doch wir wollen das programmatische Geschäft zusammenlegen», so Tonini. Damit das möglich ist, seien hohe technologische Investitionen nötig. Bei Goldbach will Tamedia keine Kosten und Stellen abbauen, sondern man wolle gemeinsam investieren, so Tonini.
4. Was sagen die Goldbach-Chefs zum Verkauf des eigenen Unternehmens?
«Das ist ein emotionaler Tag, aber es ist ein guter Tag für mich und für Goldbach», sagte Goldbach-CEO Michi Frank vor den Medien. Es sei kein einfacher Schritt, die Selbstständigkeit aufzugeben, doch für das Weiterbestehen des Unternehmens sei dieser wichtig. Der Preis pro Aktie von 35.50 Franken, den Tamedia zahle, sei kein «brillanter Preis», aber «vertretbar». «Denn wir wollen das Unternehmen langfristig sichern, das ist im Interesse der Aktionäre».
So sei die Initiative denn auch von Goldbach ausgegangen, unterstrich Jens Alder, Präsident des Verwaltungsrats der Goldbach Group. Er und sein Team hätten europaweit nach einem Partner gesucht. Tamedia sei aber immer die Präferenz gewesen. Alder: «Wir wollten einen Partner, der uns braucht.»
Kommentare
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Marlene Frick, 03.01.2018 01:08 Uhr
Schon interessant, das gewisse Köpfe immer wieder wo unterkommen, sei es als CEO von Schweizer Telekom-Unternehmen, oder als Verwaltungsratspräsidenten mal bei Krankenkassen, mal bei der Tamedia.... und ständig Kohle absahnen ;-)