05.02.2016

Man’s World Zürich

Wo Männer einfach nur Männer sein können

In Rezensionen zur Eröffnung der ersten Männermesse der Schweiz zieht der «Tages Anzeiger» Parallelen zu den Menstruations-Workshops der 80er-Jahre. Die NZZ schreibt vom neuen Mann, der an Ironie gewonnen habe, «ja Selbstironie sogar»!
Man’s World Zürich: Wo Männer einfach nur Männer sein können

Motorräder, Drohnen, Whiskey oder ein Rennsimulator: Solche, stark auf Männer ausgerichtete Produkte machen eigene Verkaufsstrategien nötig, nämlich das Männermarketing. Um diesem Trend Rechnung zu tragen, haben Daniel Rasumowsky und sein Geschäftspartner eine Männermesse konzipiert (persoenlich.com berichtete): die «Man’s World Zürich».

Verunsichtert in der Rolle

Das Thema interessiert offenbar nicht nur Konsumenten, sondern auch Journalisten: Mit der Tür-Öffnung vom Mittwoch sind auch zahlreiche Medienberichte erschienen. Das Schweizer Radio und Fernsehen etwa liess den Anlass von einer «Genderexpertin» einschätzen.

Im Beitrag für die Informationssendung 10vor10 begutachtet Tagi-Reporterin Michèle Binswanger die Ausstellungsstücke vor laufender Kamera und analysiert für die TV-Zuschauer: «Diese Messe ist wie ein Disneyland für den Mann. Die Tatsache, dass solche Messen besucht werden, zeigt, dass der Mann draussen in der realen Welt seine Träume nicht mehr so ausleben kann, wie er gerne würde», so ihre Einschätzung. Dies sei ein Beweis, dass der Mann in seiner Rolle verunsichert sei, diagnostiziert Binswanger.

Das Ganze wirke wie das Pendant zum Menstruations-Workshop, wie er zur Blütezeit der Frauenbewegung abgehalten wurde, schreibt Binswanger denn auch in einem Kommentar im «Tages Anzeiger» vom Freitag.

Gleicher Style für alle

Auch die NZZ widmete der Marketingmesse einen Bericht. Dafür schickte die «alte Tante» die renommierte, mehrfach ausgezeichnete Kulturjournalistin Daniele Muscionico in die Maag-Hallen. Offenbar stach ihr als erstes die Ähnlichkeit der Besucher ins Auge. «Sie glichen sich wie eine Jeans der anderen, wie ein bügelfreies Herrenhemd dem nächsten, wie ein Kampfmesser mit Wellenschliff seinem Bruder mit glatter Schneide», heisst es im Bericht der NZZ. Und: Die Man's World sei, nebst einer kühnen Marketingleistung vor allem eines, «ein grandioses Missverständnis!». Denn die Messe solle nicht Männer anlocken, sondern vor allem Frauen, damit sie sich ein Bild machen könnten «vom Selbstbewusstsein und von der Selbstdarstellung weisser, westlicher Männlichkeit.»

An Ironie gewonnen

Die NZZ-Journalistin bewertet die aktuelle Lebenslage des zeitgemässen Mannes aber schliesslich überwiegend positiv: «Der neue Mann ist der alte plus eine überraschende Evolutionsleistung: Er hat Ironie gewonnen. Selbstironie sogar!» (eh)

CDX_5280

CDX_5217



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240420